Tränen lügen nicht. Beitrag zur Festschrift für Kardinal Kurt Koch
Neu erschienen ist eine Festschrift anlässlich des 75. Geburtstages von Kurt Kardinal Koch unter dem Titel: Gott in der Mitte. Damit Glauben gelingen kann, hg. von Georg Augstein, Freiburg i.Br.: Herder 2025. Der Kardinal war langjährig Magnus Cancellarius und ist Honorarprofessor der Theologischen Fakultät der Universität Luzern. Die Festschrift enthält auch einen Beitrag von Robert Vorholt unter dem Titel „Tränen lügen nicht. Der Blick des Menschensohnes auf die Stadt.“
Robert Vorholt betrachtet darin die Notiz des Lukas-Evangelium, nach der Jesus beim Erreichen der Stadt Jerusalem über sie weint:
„Er sagte: ‚Wenn doch auch du an diesem Tag erkannt hättest, was dir Frieden bringt. Jetzt aber bleibt es vor deinen Augen verborgen. Es wird eine Zeit für dich kommen, in der deine Feinde rings um dich einen Wall aufwerfen, dich einschließen und von allen Seiten bedrängen. Sie werden dich und deine Kinder zerschmettern und keinen Stein auf dem andern lassen; denn du hast die Zeit der Gnade nicht erkannt‘ (Lk 19,41–44)“.
Das Bild des weinenden Gottessohnes hat seinen Hintergrund in der alttestamentlichen Unheilsprophetie und in der Rede von den Tränen Adonais. Es zeigt den Propheten, der als Mensch das Leid anderer nicht an sich abperlen läßt, sondern sich ihm öffnet. Jesus weint aus tiefstem Mitleid. Er weint wie die Propheten Jesaja (Jes 22,4) und Jeremia (Jer 8,21) im Angesicht der Eroberung Jerusalems. Jesus weint über Jerusalem, weil die Menschen geistlich tot sind: sie sehen nicht, was ihnen zum Heil, zum Frieden dient, sie lehnen den ab, der selbst das Leben ist, das Leben in Fülle, das ewige Leben verheißt. „Gott hat auf uns gehofft – soll es denn heißen, wir hofften jedoch nicht auf ihn?“ (Charles Péguy). Die Tränen des Gottessohnes rufen auf den rechten Weg zurück. Sie sind Korrektiv und Ansporn zugleich.
Gott in die Mitte
Damit Glauben gelingen kann.
Für Kurt Kardinal Koch
von George Augustin (Herausgeber)
Verlag Herder
1. Auflage 2025
Gebunden mit Schutzumschlag
536 Seiten
ISBN: 978-3-451-02443-6
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