Religionspolitik in Deutschland und der Schweiz seit 1990 im Vergleich
Projektlaufzeit: 15.1. 2016 - 8. 6. 2024
Projektleitung: Prof. Dr. Antonius Liedhegener
Forschungsmitarbeiter: Laura Johanna Lots (bis 31.12.2019)
Zusammenfassung
In liberalen Demokratien ist das Verhältnis von Staat und Religion grundlegend durch die Religionsfreiheit als Grund- und Menschenrecht normiert. Mit diesen verfassungsrechtlichen Vorgaben sind freilich längst nicht alle Fragen dieses komplizierten politischen Verhältnisses geklärt. In Deutschland wie in der Schweiz haben die langfristige und anhaltende Entkirchlichung, die Zunahme säkularer Bevölkerungsteile und eine vor allem aus der Migration gespeiste, wachsende religiöse Diversität das bestehende Staat-Kirchen-Verhältnis herausgeforderte und verändert. In beiden Ländern ist die Politik dazu übergegangen, vor allem die korporative Religionsfreiheit durch demokratische Gesetzgebungsverfahren auszugestalten und zu verändern. Unter den zahlreichen politischen Entscheidungsprozessen ragen die international beachteten Schweizer Volksabstimmungen des Verbots neuer Minarette und des Tragens bestimmter religiöser Kleidung („Verhüllungsverbot“) heraus. Dieses Langzeitprojekt des ZRWP an der Universität Luzern erforscht die umstrittene „neue Religionspolitik“ mit den Mitteln der Politikwissenschaft und Politikfeldanalyse. Im Zentrum steht eine empirische Analyse der Inhalte und Strukturen der jüngeren Religionspolitik in beiden Ländern und deren institutionellen wie (partei-)politischen Grundlagen und Ursachen. Darüber hinaus wird auch die normative Frage nach den Leitlinien einer zukunfts- und gemeinwohlorientierten Religionspolitik adressiert. Ziel ist es, nicht zuletzt im Blick auf die politische wie religiöse Praxis auf in grundrechtlicher Hinsicht problematische Entwicklungen aufmerksam zu machen und vor allem zum besseren Verständnis der politischen wie gesellschaftlichen Handlungsbedingungen und Gestaltungsmöglichkeiten beizutragen.