Neuberufen: Patrik Hummel im Gespräch

Seit hundert Tagen ist Patrik Hummel Professor für Philosophie und Blockchain. Im Interview berichtet er, wie er seinen Start in Luzern erlebt hat und was ihn in Forschung und Lehre beschäftigt.

Wie haben Sie sich an der Universität Luzern eingelebt?

Patrik Hummel: Ich hatte das Glück, direkt in den ersten Wochen an verschiedenen Veranstaltungen und Treffen teilnehmen zu können: am Sommerfest des Philosophischen Seminars, am Professorium, an der Fakultätsversammlung und der Fakultätsretraite. Dank dieser Events hatte ich bereits Gelegenheit, Kolleginnen und Kollegen sowie Themen aus verschiedenen Fachbereichen kennenlernen. Natürlich ist dieser Prozess nach hundertTagen nicht abgeschlossen, aber solche Anlässe erleichtern den Start.

Was ist bisher Ihr Highlight?

So überraschungsfrei es klingen mag, mein tägliches Highlight bleibt der Arbeitsweg durch die atemberaubende Landschaft um Luzern. Gerade nach dem Zuzug aus den (ebenfalls wunderschönen) Niederlanden in die Zentralschweiz entfaltet der Anblick der über dem Wasser thronenden Bergmassive einen besonderen Reiz. Falls hier ein Gewöhnungseffekt zu erwarten ist, hat er sich bei mir noch nicht eingestellt. Er kann sehr gerne auf sich warten lassen.

Welche Lehrveranstaltung führen Sie im kommenden Herbstsemester durch und um was geht es da?

Neben dem gemeinsamen Philosophiekolloquium zu Abschlussarbeiten biete ich drei Seminare an: erstens ein Proseminar zur Philosophie der Privatheit. Hier werden wir aus historischer und zeitgenössischer Perspektive diskutieren, was Privatheit umfasst und warum sie schützenswert ist. Zweitens ein Hauptseminar zu transformativer Erfahrung (im Anschluss an Laurie Pauls gleichnamiges Buch) – Erfahrungen die uns selbst und unsere Perspektive auf die Welt grundlegend verändern. Ziel ist es, zu erörtern, ob und unter welchen Bedingungen Entschlüsse für solche Erfahrungen rational gefällt werden können. Drittens ein Masterseminar zu moralischem Fortschritt: Gibt es ihn und was folgt ggf. daraus?

Woran forschen Sie momentan?

Eines meiner Anliegen in Lehre und Forschung ist die philosophische Reflexion auf individuelle und soziale Phänomene, die mit neuen Technologien in Zusammenhang stehen. Diese tangieren Konzepte, die uns aus gutem Grund wichtig erscheinen, z.B. Vertrauen, Souveränität, Gerechtigkeit, Fairness und Solidarität. Philosophisch besonders interessant ist aus meiner Sicht, dass wir im Angesicht neuer Technologien nicht lediglich ein Weniger oder Mehr davon vorfinden. Stattdessen verändern Technologien und ihre Auswirkungen den Inhalt dieser Konzepte selbst. Um nur ein Beispiel zu nennen: in Zeiten fortschreitender Datafizierung und Automatisierung liegt es nahe, Fairness einzufordern und Diskriminierung zu verhindern. Zum Teil zwingen diese Phänomene uns jedoch dazu, neu zu denken, was wir unter Fairness und Diskriminierung verstehen.

Und was steht in Zukunft an?

Ein nahendes Highlight ist definitiv die Eröffnung des «Zug Institute for Blockchain Research», zu dem meine Professur für Philosophie und Blockchain beitragen wird. Ich freue mich ausserordentlich, Teil des Teams zu sein und gemeinsam ein neues, interdisziplinäres Institut zu einem dynamischen und vielschichtigen Technologiefeld zu gestalten.