Engaging for the Common Good in Italy

Studying the Effects of Public Funding of Buddhist Organisations on Initiating Civic Engagement Activities

Gefördert durch den Schweizerischen Nationalfonds mit einem Betrag von 299'000 Franken

Projektlaufzeit: 4 Jahre

Projektleitung: Prof. Dr. Martin Baumann

Projektmitarbeiter: Tiziano Bielli, MA

Zusammenfassung

Die Präsenz buddhistischer Praktizierender in Italien ist von zunehmender Bedeutung und die wichtigsten italienischen buddhistischen Organisationen haben vor kurzem spezielle Vereinbarungen mit dem italienischen Staat getroffen, die es ihnen ermöglichen, öffentliche Gelder zu erhalten. Unser Forschungsprojekt zielt darauf ab zu verstehen, wie diese öffentlichen Mittel das bürgerschaftliche Engagement buddhistischer Organisationen und Gemeinschaften in Italien beeinflussen. Darüber hinaus wird es die italienische Situation mit dem Schweizer Kontext vergleichen, wo solche Formen der öffentlichen Finanzierung nicht vorhanden sind.

Inhalt und Ziel

In den letzten zwei Jahrzehnten ist die Zahl der Buddhisten in Italien rasant gestiegen, von etwa 74'000 im Jahr 2001 auf etwa 325'000 Menschen nach jüngsten Schätzungen. In diesem Zusammenhang haben die beiden prominentesten italienischen buddhistischen Organisationen - die Italienische Buddhistische Union und das Italienische Buddhistische Institut Sōka Gakkai - in den Jahren 2012 und 2016 zwei Vereinbarungen mit dem Staat unterzeichnet, die es ihnen ermöglichen, über die "otto-per-mille"-Regelung, d. h. über einen obligatorischen Anteil von 0,8 Prozent der jährlichen persönlichen Einkommenssteuer, öffentliche Mittel zu erhalten. Dank dieser Vereinbarungen haben die beiden italienischen buddhistischen Organisationen beträchtliche Mengen an Steuergeldern erhalten, die zu einem großen Teil für Aktivitäten des bürgerlichen Engagements ausgegeben wurden. Die Werbung der italienischen Buddhistischen Union wendet sich an die breite Öffentlichkeit, um mehr Steuerzahler zu gewinnen, welche die "otto-per-mille"-Gelder an die Buddhistische Union und ihre engagierten Aktivitäten weiterleiten.
Unser Forschungsprojekt untersucht die Veränderungen im buddhistischen Bürgerengagement, die durch den Zufluss öffentlicher Gelder verursacht werden, sowie die religiösen und anderen Motivationen für bürgerschaftliches Engagement von buddhistischen Praktizierenden und Organisationen in Italien. Eine vergleichende Studie über das bürgerschaftliche Engagement buddhistischer Gruppen in der Schweiz, wo es keine derartige öffentliche Finanzierung gibt, zielt darauf ab, die Auswirkungen unterschiedlicher Governance-Schemata religiöser Minderheiten auf bürgerschaftliche Engagementaktivitäten zu untersuchen. In theoretischer Hinsicht kombiniert das Projekt das Governance-Konzept von Veit Bader (2007, 2009) mit konzeptionellen Ansätzen zum bürgerschaftlichen Engagement, die von Richard P. Adler & Judy Goggin (2005) und Fred Kniss & Paul D. Numrich (2007) erarbeitet wurden. Das Projekt setzt qualitative Methoden ein, um vergangene und aktuelle Aktivitäten des bürgerschaftlichen Engagements mittels Experteninterviews, ethnographischer Beobachtungen und Inhaltsanalysen von Medienberichten, buddhistischen Programmen, Websites und grauer Literatur zu untersuchen.

Wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Kontext

Bis jetzt wurde das bürgerschaftliche Engagement buddhistischer Organisationen in Italien noch nicht wissenschaftlich untersucht, und als solches zielt das Projekt darauf ab, diese Lücke zu schließen. Darüber hinaus soll es ein nuanciertes Bild der italienischen religiösen und zivilgesellschaftlichen Landschaft liefern. Da in ganz Europa verschiedene Modelle der öffentlichen Finanzierung von Religionsgemeinschaften praktiziert werden, wird die Studie empirische Daten und Überlegungen für weitere vergleichende Arbeiten zu Regimen von Religion-Staat-Beziehungen in Europa beitragen. Durch die Analyse und Detaillierung der Auswirkungen der "otto-per-mille"-Regelung werden die Projektergebnisse auch für Entscheidungsträger relevant sein, wenn es darum geht, über die Auswirkungen von zu treffenden Entscheidungen in diesem Bereich nachzudenken. In dieser Hinsicht wird diese Forschung Menschen in zivilgesellschaftlichen Vereinigungen, Behörden, politischen Parteien und gewöhnlichen Bürgern die notwendigen Werkzeuge an die Hand geben, um die zivilgesellschaftlichen Beiträge zu lesen und zu interpretieren, die von einer bestimmten religiösen Minderheit und buddhistischen Organisationen im Besonderen umgesetzt werden.