Booty, Looting, Stolen Cultural Possesions: Economic and Symbolic Warfare from the Middle Ages to the Renaissance

SNF Projekt: Finanziert durch Personenförderung Ambizione

Das auf 2 Jahre angelegte Habilitationsprojekt untersucht Praxis, Normen und Legitimation des Plünderns von Gütern im Krieg aus kulturwissenschaftlicher und wirtschaftshistorischer Perspektive. Die Eckdaten bilden einerseits 1204 mit der Plünderung Konstantinopels, andererseits die Zerstörung Tenochtitlans von 1521.

Hintergrund: Plündern im Krieg ist ein zeitloses Phänomen. Das Plündern spielt in den neuesten Kriegen wieder vermehrt eine grosse Rolle. Neuste Untersuchungen haben solche Formen als zurückkehrende vormoderne Gewaltökonomien bezeichnet. Im Gegensatz dazu diente das Plündern in der Vormoderne neben der Kriegsfinanzierung vor allem der symbolischen Kommunikation. Wer plünderte, konnte symbolisch den Triumph über die Gegner manifestieren. Beutestücke waren gleichzeitig Zeichenträger von Sozialprestige und ökonomischen Werten. Daraus ergibt sich ein Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Symbolik.

Ziel: Das Projekt untersucht Wertebildung von Beutegut und die Legitimierung von Plünderungsvorgängen. Praxis, Normen und Legitimationen bilden dabei die prioritären Forschungsfelder. Es ergeben sich folgende bisher kaum beantwortete Fragen: Aus welchen Gründen wurde überhaupt geplündert? Wie wurde mit den Objekten umgegangen? Wie wurde versucht, das Plündern einzuschränken? Welche Wertvorstellungen spielten dabei eine Rolle? Welche rechtfertigende Argumente führten die Täter an?

Bedeutung: Das Innovationspotenzial liegt darin, verschiedenste Perspektiven auf ein wenig untersuchtes Phänomen des vormodernen Krieges zu lenken, Praxis, Normen und Legitimationen aus interdisziplinärer Warte heraus zu analysieren und grundlegende Fragen im Spannungsfeld von Wirtschafts- und Kulturgeschichte zu beantworten. Die drei Felder Praxis, Normen und Legitimationen werden in ihren jeweiligen Interdependenzen und im sozio-kulturellem Kontext untersucht. Die Innovation des Projekts liegt auch darin, dass es einen konsequent vergleichenden Ansatz an der Schnittstelle verschiedenster Disziplinen verfolgt. Es bedient zahlreiche international erprobte Forschungsgebiete wie die Debatte um Objektbedeutung, Kulturerbe, Restitution von Kunstgegenständen, Kultur-, Rechts-, Kriegs- und Wirtschaftsgeschichte. Zudem gewährt das Projekt wichtige Einblicke in vormoderne Gewaltformen, normative und ökonomische Vorgänge des Kriegswesens und in den Umgang mit Sachkulturen. Neue Resultate sind zu religiösen wie profanen Norm- und Wertvorstellungen, zur Herrschaftsausübung und zur Gewaltkontrolle zu erwarten. Das Projekt kooperiert eng mit den Universitäten Münster, Konstanz, St. Andrews, Paris und weiteren zentralen Forschungseinrichtungen im In- und Ausland.