Station 15
Die Welt der Bücher
1951 wurden die beiden öffentlichen Bibliotheken Luzerns – die Kantons- und die Bürgerbibliothek – zu einer gemeinsamen Bibliothek am Vögeligärtli an der Sempacherstrasse 10 zusammengefasst. Die Bezeichnung "Zentralbibliothek Luzern" wurde 1997 erweitert in "Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern", nachdem in diesem Jahr die Fachhochschule Zentralschweiz (heute Hochschule Luzern) eröffnet wurde.
Näheres dazu erfahren Sie im Audiobeitrag oder im vollständigen Text "Die Welt der Bücher".
Seit 1951 bedient die Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern (ZHB), die grösste Bibliothek der Zentralschweiz, als allgemein-wissenschaftliche Bibliothek ein breites Publikum. Zugleich bildet sie das bibliothekarische Dienstleistungszentrum für die Luzerner Hochschulen mit der Universität Luzern, der Hochschule Luzern (Fachhochschule Zentralschweiz), der Pädagogischen Hochschule Luzern und weitere Institutionen des tertiären Bildungsbereichs. Ausser dem von 2016 bis 2019 umgebauten und renovierten Stammhaus am Sempacherplatz betreibt sie auch Bibliotheken in der Universität Luzern sowie in den Fachhochschulen Wirtschaft und Informatik. Der Gesamtbestand an Print- und elektronischen Medien betrug 2019 zwei Millionen. Die ZHB wird vom Kanton Luzern getragen.
Die Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern hiess bis zur Eröffnung der Fachhochschule Zentralschweiz im Jahre 1997 Zentralbibliothek Luzern. 'Zentral' deshalb, weil im Jahre 1951 die zwei älteren öffentlichen Bibliotheken Luzerns, die Kantons- und die Bürgerbibliothek, im Neubau im 'Vögeligärtli' zentralisiert wurden.
Im Mittelalter fanden sich Bücher nur in wenigen geistlichen Zentren, in denen sich auch die kleine Zahl der lesefähigen Menschen konzentrierte. Die Bibliothek des im Jahr 850 gegründeten Benediktinerstifts St. Leodegar im Hof existiert nicht mehr. Die älteste noch bestehende Bibliothek im Kanton Luzern ist jene des Chorherrenstifts St. Michael in Beromünster aus dem 11. Jahrhundert. 1194 wurde das Zisterzienserkloster Sankt Urban und um 1269 das Franziskanerkloster Luzern gegründet. Sie alle führten auch Schulen für den eigenen Nachwuchs, aber auch für Laien. Unter dem Einfluss des Stadtschreibers Renward Cysat (1545–1614), der selbst eine bedeutende Privatbibliothek besass, beschloss der Kleine Rat 1577, das neue Jesuitenkolleg mit 3000 Gulden für den Aufbau der Schulbibliothek zu unterstützen. Im Zuge der Aufhebung des Jesuitenordens 1774 übernahm der Staat Luzern das Gymnasium und die Bibliothek. Die Jesuitenbibliothek, deren Bestände seither weiter gewachsen waren, bildete 1832 Teil des Gründungsbestands der Kantonsbibliothek. In den folgenden Jahrzehnten wurden die Bibliotheken der Franziskanerklöster Sankt Maria in der Au Luzern und Werthenstein (1838) und des Zisterzienserklosters Sankt Urban (1849) sowie weitere Luzerner Vereins-, Familien- und Privatbibliotheken inkorporiert. Alle diese Bestände weisen einen engen Luzerner Bezug auf.
Die Bürgerbibliothek Luzern hat ihren Ursprung in der Privatbibliothek des Luzerner Politikers und Historikers Josef Anton Felix Balthasar (1737–1810). Die Stadt Luzern kaufte 1809 die Sammlung als Grundstock für die öffentliche Stadtbibliothek, welche 1812 den Betrieb aufnahm. Die Bürgerbibliothek sammelte ausschliesslich Handschriften, Drucke und graphische Blätter mit Bezug zur Schweiz (Helvetica). Von 1895–1951 besass sie den Status einer Schweizerischen Landesbibliothek für Druckerzeugnisse vor 1848. Sie gehört seit 1832 der Korporationsgemeinde Luzern, die sie 1951 dem Kanton Luzern als Dauerleihgabe zur gemeinsamen Verwaltung mit der Kantonsbibliothek übergab.