Station 19
Neues UNI/PH-Gebäude an der Frohburgstrasse
Ein erstes geplantes Projekt sah am Kasernenplatz die Errichtung eines Universitätsgebäudes in Form eines leicht gedrehten Würfels vor. Dass es 2004 aus juristischen Gründen nicht umgesetzt werden konnte, erwies sich im Nachhinein als doppelter Glücksfall: Einerseits wuchs die junge Universität stärker als erwartet, was bald zu Platzproblemen geführt hätte. Andererseits wurde an zentralster Lage mitten im Stadtzentrum in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof – vis à vis des Kunst- und Kongresszentrums Luzern – das Postbetriebsgebäude frei, weil die Post diese Vertriebszentrale in den Kanton Solothurn verlegte.
So entstand dort ein modernes multifunktionales Bildungsgebäude mit interessanter Architektur und einer markanten Fassade. Zusätzlich zur Universität Luzern befindet sich dort auch ein Aussenstandort der Zentral- und Hochschulbibliothek sowie ein Teil der Pädagogischen Hochschule Luzern. Diese ist auf mehrere Standorte in der Stadt verteilt und wird voraussichtlich 2029 ein eigenes Gebäude in Ennethorw beziehen.
Näheres dazu erfahren Sie im Audiobeitrag oder im vollständigen Text "Neues UNI/PH-Gebäude an der Frohburgstrasse".
Bis die Universität Luzern auf das Herbstsemester 2011 hin am jetzigen Standort einzog und ihren Betrieb aufnehmen konnte, dauerte es gut zehn Jahre. Heute ist das markante Gebäude, vor dessen Nordfassade Sie stehen, nicht mehr aus dem Stadtbild wegzudenken. So zentral gelegen ist kaum eine andere Universität in der Schweiz. Dabei wäre es beinahe anders gekommen. Um ein Haar müssten Sie dann am Kasernenplatz zwischen Reuss und der stark befahrenen Autobahnausfahrt auf einen überdimensionierten Würfel blicken. Denn ursprünglich sollte die Universität dort einen städtebaulichen Akzent setzen. Doch das 2003 von einer Jury auserkorene Projekt stiess auf vehemente Ablehnung in der Bevölkerung. Der Standort war umstritten und es zeichnete sich ab, dass das Bauprojekt zu klein für die zunehmende Anzahl Studierender war. Das Verwaltungsgericht hiess zudem eine eingereichte Beschwerde wegen Befangenheit eines Jurymitglieds gut. Der Würfel war gefallen und das Chaos perfekt. 2004 stand man nach dreijähriger Planung wieder am Anfang.
Die Krise barg jedoch eine einzigartige Chance, die zum Glücksfall wurde. Denn die Pädagogische Hochschule Zentralschweiz, heute die PH Luzern, und die Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern ZHB bekundeten aufgrund steigender Studierendenzahlen Raumprobleme. Sie signalisierten Interesse, mit der Universität unter ein gemeinsames Dach zu ziehen. Gleichzeitig stand die erst 20-jährige Luzerner Postvertriebszentrale am Bahnhof zur Disposition, weil der Betrieb nach Härkingen im Kanton Solothurn verlagert werden sollte. Die neue Ausgangslage war perfekt. Es bot sich mitten im Stadtzentrum ein Gebäude mit flexibel ausbaubarer Struktur, genügend Raum für alle Bedürfnisse und dies zu einem erschwinglichen Preis. Die Vision eines multifunktionalen Bildungsgebäudes konkretisierte sich mit der Ausschreibung eines Wettbewerbs, den das Zürcher Architekturbüro Enzmann und Fischer gewann. Im Herbst 2006 sagte die Luzerner Stimmbevölkerung mit über 80 Prozent auch deutlich Ja zum Projektentwurf am Bahnhof. Schon im Dezember 2007 begann der Umbau.
Das UNI/PH-Gebäude, das durch seine helle und stark modulierte Hülle aus dem Schatten des KKL tritt und dieses mit dem Bahnhof architektonisch ergänzt, kann im Sommer 2011 bezogen werden. Die ZHB richtet sich in der ersten Etage und die PH Luzern in der zweiten ein. Der Uni stehen das dritte und vierte Stockwerk zur Verfügung. Die grossen Hörsäle und die Mensa befinden sich im Erd- und Untergeschoss. Die Mitarbeitenden meisterten beim Umzug eine logistische Herausforderung und brachten über 20 Standorte, die in der ganzen Stadt verteilt waren, in den neuen Räumlichkeiten unter. Das Gebäude wurde schliesslich am 1. September 2011 feierlich eröffnet. Es bietet eine Raumfläche von etwa sieben Fussballfeldern, besticht durch eine innovative Lichtführung und ein identitätsbildendes Farbkonzept.
Im Haus mit den sich ergänzenden Institutionen geht also weiterhin die Post ab. Neben Lehrveranstaltungen finden darin Vorträge, Tagungen, Kongresse und öffentliche Veranstaltungen statt. Es pulsiert an allen Ecken und Enden. Auf der einzigartigen, doppelläufigen Treppenanlage begegnen sich Menschen unterschiedlicher Studienrichtungen und Berufsfelder. Regelmässig entstehen innovative Kooperationsprojekte. Im Foyer und in den Schaukästen auf den Gängen gibt es stets Neues zu entdecken. Nehmen Sie doch bei Gebäudeöffnungszeiten die Gelegenheit wahr und erkunden Sie die Innenwelt. Geniessen Sie einen Kaffee in der Mensa oder suchen Sie die grosse Eule im Bibliothekssaal, die Sie vielleicht mit einem Augenzwinkern begrüsst.