Internationale Forschungskonferenz «Fake Faiths: God, Belief, and the rationality of assent»

Gibt es so etwas wie einen falschen Glauben? Falsche Nachrichten, falsches Geld oder falsche Kunst? Wenn ja, was macht einen falschen Glauben aus? Was unterscheidet diesen von anderen Glaubenssystemen? Die Konferenz wird sich diesen Fragestellungen widmen.

Die Internationale Forschungskonferenz wird vom Zentrum für Theologie und Philosophie der Religionen (TheiRs) und dem Lehrstuhl für Philosophie an der Theologischen Fakultät der Universität Luzern organisiert und findet vom 3. bis 5. Juli in Luzern statt. Sie widmet sich den eingangs gestellten Fragen und beschäftigt sich dazu mit drei Forschungsansätzen.

Notwendigkeit von Realität

Ein erster Ansatz wird sich konkret mit der Frage beschäftigen, ob ein Glaube Zustimmungen zu Aussagen beinhalten muss, die der Realität entsprechen oder nicht. Die lange Tradition des Agnostizismus besagt nämlich, dass religiöse Überzeugungen nicht der Realität entsprechen müssen. Diese Sichtweise wurde in jüngster Zeit durch den sogenannten «religiösen Fiktionalismus» rigoros zum Ausdruck gebracht. Dieser besagt, dass religiöse Überzeugungen auf analoge Weise behandelt werden können – eben wie mit Überzeugungen über fiktionale Werke. Betrachten Sie zum Beispiel den Satz „Sherlock Holmes lebt in der Baker Street“. Das mag wie eine wahre Aussage klingen, Sherlock Holmes jedoch ist keine reale Person. Daher entspricht die Aussage nicht der Realität. Ein Fiktionalist dagegen würde sagen, dass diese These in der fiktiven Geschichte von Sherlock Holmes wahr ist. Ein religiöser Fiktionalist würde sagen, dass religiöse Behauptungen wie zum Beispiel „Jesus Christus ist der fleischgewordene Gott“ ähnlich zu beurteilen sind. Philosophen dagegen würden dies für einen falschen Glauben halten und argumentieren, dass echter Glaube der Zustimmung von Aussagen bedarf, die der Realität entsprechen.

Gott beweisen und vertrauen?

Der zweite Ansatz thematisiert die Rationalität religiöser Überzeugungen. Erfordern religiöse Überzeugungen Beweise? Wenn ja, wie sehen diese Beweise aus?

Der dritte Ansatz verweist auf die Natur Gottes und die Rolle, die diese in religiösen Glaubenssystemen spielen. Religiöser Glaube bedeutet, auf die Natur Gottes und die Versprechen zu vertrauen, die Gott der Menschheit gemacht hat. Religiöser Glaube erfordert ein Leben nach den Geboten Gottes, eine bestimmte emotionale und moralische Charaktereigenschaft kultiviert sowie eine enge Beziehung zu Gott aufbaut. Dies wirft eine Reihe wichtiger Fragen auf: Ist Gott ein vertrauenswürdiges Wesen? Ist Gott die Art von Wesen, zu der man eine enge, persönliche Beziehung aufbauen kann? Antworten auf solche Fragen hängen davon ab, wie Gott gesehen wird. Im Laufe der Geschichte, die bis heute reicht, haben sich viele konkurrierende Gottesmodelle entwickelt, die es zu untersuchen gilt. Da jede abrahamitische Religion unterschiedliche Ansprüche über die Natur Gottes, die Gebote und Versprechen, die Gott macht, erhebt, ist es von entscheidender Bedeutung, eine gesunde Debatte über die Frage der Vertrauenswürdigkeit Gottes zu führen.

Internationale Teilnahme

Um diesen Ansätzen gerecht zu werden, versammelt die Konferenz international renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler führender Fakultäten auf der ganzen Welt. Zu den Rednerinnen und Rednern gehören: Katherine Dormandy (Innsbruck), Amber Griffioen (Duke), Roberto di Ceglie (Vatikanstadt), Tasia Scrutton (Leeds), Simon Hewitt (Leeds), Benham Zolghadr (München) und nicht zuletzt Giovanni Ventimiglia (TheiRs Direktor, Luzern), Ryan Mullins (Luzern) und Ursula Schumacher (Luzern).

Angesichts der Vielfalt der religiösen Hintergründe, Forschungsinteressen und intellektuellen Perspektiven der Rednerinnen und Redner befindet sich diese Konferenz in einer einzigartigen Position, um den Grundstein für neue Forschungen und Debatten über Gott, Glaubenssysteme und die Rationalität der Zustimmung im Judentum, Christentum und Islam zu legen. Darüber hinaus bietet die Konferenz den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität Luzern die Möglichkeit, neueste Forschungsergebnisse zu präsentieren und konstruktives Feedback zu erhalten.

Inputs für laufende und neue Forschungsprojekte

Die Themen der Konferenz sind auch für diverse Forschungsprojekte relevant, die unter der Leitung von Giovanni Ventimiglia entwickelt worden sind und vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) finanziert werden. Hier besonders relevant ist das Projekt zur mittelalterlichen Rezeption der Lehre des Aristoteles von den Sinnen des Seins, an dem Forscherinnen und Forscher sowohl aus der lateinischen als auch der arabischen Tradition beteiligt sind. Dazu zählen Dr. Mostafa Najafi, Dr. Marta Borgo, Dr. Jacopo Costa und Davide Falessi sowie das laufende Projekt zur klösterlichen und reformierten Metaphysik, das sich auf den Austausch zwischen Klöstern und reformierten Schulen in der frühneuzeitlichen Schweiz konzentriert und an welchem Dr. Chiara Paladini und Dr. Marco Lamanna arbeiten. Nicht zu vernachlässigen ist hier auch die Doktorarbeit von David Anzalone (Luzern) zur mittelalterlichen Rezeption von Platons Seinslehre und ihren theologischen Auswirkungen auf die abrahamitischen Religionen.

Die internationale Forschungskonferenz bringt nicht nur führende Expertinnen und Experten der Religionsphilosophie zusammen, sie umfasst auch Sitzungen für Doktorandinnen und Doktoranden, die von einem Forscherkomitee der Theologischen Fakultät im Rahmen eines offenen Aufrufs zur Einreichung von Beiträgen ausgewählt worden sind. Nähere Informationen zum Veranstaltungsort und Zeit können dem Programmablaufplan entnommen werden.

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