Im Herbst haben an der Universität Luzern erstmals Studierende ihr Masterstudium in Humanmedizin aufgenommen. Ein Szenario, das vor zehn Jahren praktisch noch undenkbar war. Was bietet das Studium? Und was bedeutet dies für die Region Zentralschweiz?

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Als ich mich 2010 für den Eignungstest für das Medizinstudium anmeldete, hatte ich die Möglichkeit, nach Basel, Bern, Zürich oder Fribourg zu gehen. Zu diesem Zeitpunkt war die Universität Luzern noch nicht an ihrem jetzigen Standort beheimatet, und ich hätte mir nicht vorstellen können, dass es in naher Zukunft möglich sein würde, in meiner Heimatstadt Medizin zu studieren. Sieben Jahre später haben 40 Studierende ihr Bachelorstudium in Humanmedizin an der Universität Zürich im sogenannten «Luzerner Track» aufgenommen. Ermöglicht wurde dies durch das Sonderprogramm Humanmedizin des Bundes. Mit dem Ziel, mehr Ärztinnen und Ärzte in der Schweiz auszubilden, wurde die Anzahl Studienplätze an den bestehenden Fakultäten erhöht und neue Standorte bzw.Ausbildungskooperationen geschaffen.

Netzwerk an Partnern

Die Studierenden des «Luzerner Tracks» absolvieren die ersten drei Studienjahre in Zürich, haben aber bereits einzelne Module und Kurse in Zentralschweizer Praxen und Spitälern. Für das dreijährige Masterstudium, das in Zusammenarbeit mit der Universität Zürich angeboten wird, wechseln die Studierenden für die sogenannten «Joint Medical Master» nach Luzern. Während des Masterstudiums bietet die Universität Luzern zusammen mit ihren Partnerinstitutionen rund zwei Drittel der Lehrveranstaltungen an, der Grossteil der restlichen Veranstaltungen wird per Video aus Zürich übertragen. Zu den Partnerinstitutionen gehören das Luzerner Kantonsspital als grösster und wichtigster Partner, die Luzerner Psychiatrie, das Schweizer Paraplegiker-Zentrum in Nottwil, die Hirslanden Klinik St. Anna sowie das Institut für Hausarztmedizin & Community Care Luzern.

Die Studierenden erwartet ein praxisorientiertes Studium mit viel Patientenkontakt in Kleingruppen und interaktive Vorlesungen.

In Luzern erwartet die Studierenden ein praxisorientiertes Studium mit viel Patientenkontakt in Kleingruppen und interaktive Vorlesungen. Durch die überschaubare Kohortengrösse besteht ein enger Austausch zwischen den Studierenden, den Dozierenden und dem Studienzentrum. Inhaltliche Schwerpunkte im Curriculum sind die medizinische Grundversorgung bzw. die Schnittstelle der ambulanten und stationären Medizin, die Interprofessionalität, das heisst die Zusammenarbeit verschiedener Berufsgruppen im Gesundheitswesen, sowie die Notfallmedizin mit dem Fokus Patientensicherheit. Das Departement Gesundheitswissenschaften und Medizin mit den drei Fachbereichen Medizin, Gesundheitswissenschaften und Rehabilitation bietet insbesondere in Bezug auf die interprofessionelle Ausbildung eine einzigartige Kombination.

Versorgungsregion stärken

Vier Jahre nach Abschluss meines eigenen Studiums habe ich nun also die Gelegenheit, einen neuen Studiengang mitzugestalten und meine eigenen Ideen einzubringen. Dabei möchte ich auf die Bedürfnisse der Studierenden eingehen und moderne didaktische Konzepte in die Lehre einbringen. Ziel ist es, die Versorgungsregion Zentralschweiz mit gut ausgebildeten Ärztinnen und Ärzten nachhaltig zu stärken und das Kontinuum der medizinischen Aus-, Weiter- und Fortbildung zu verbessern. Im Jahr 2030 – so unser Ziel – soll der Fachbereich Medizin der Universität Luzern gut in der Schweizer Bildungslandschaft vernetzt sein und als attraktiver Ausbildungsort wahrgenommen werden.

Foto Stefan Gysin

Stefan Gysin

Studiengangsmanager Medizin am Departement Gesundheitswissenschaften und Medizin; Dissertationsprojekt am Departement zum Thema interprofessionelle Zusammenarbeit in der Grundversorgung
unilu.ch/stefan-gysin