Plädoyer für offenen Zugang zu Daten und KI-Modellen

Daten und Modelle zur Anwendung von künstlicher Intelligenz (KI) im Gesundheitswesen sollten frei zugänglich sein. Damit werde Innovation gefördert, von der alle profitieren, hielt Bart de Witte, Experte für die digitale Transformation im Gesundheitswesen, im Vortrag an der Universität Luzern fest.

In seinem Referat gab de Witte einen Einblick in die Möglichkeiten, welche sich durch die Verwendung grosser Datenmengen und die Anwendung von KI in der Medizin eröffnen. Gleichzeitig beleuchtete er die Problematik, wenn Daten und die Methoden, diese zu verarbeiten, in privatem Besitz sind. Daten und Informationen über eine Person könnten als Bestandteil deren «Ichs» betrachtet werden. «Wenn ich keinen Besitz habe an diesen Modellen, ist das für mich eine Enteignung des eigenen Ichs», so de Witte.

Daten seien Gemeingüter, Bausteine für Innovation, die alle zur Verfügung haben sollten. «Ich bin ein vehementer Gegner davon, dass wir in eine Welt kommen, wo das Kapital definiert, wer am meisten Daten und Rechenleistung kaufen kann», so de Witte weiter. Das werde zu Ungleichheit führen.

Dem hält er Beispiele entgegen, bei denen dank offenem Zugang zu Daten in rascher Zeit Innovationen verwirklicht wurden. Dabei verwies er insbesondere auf die Entwicklung eines «Open Source»-Atemgeräts zu Beginn der Pandemie. «Wenn wir Daten und KI als Gemeingüter betrachten, dann können wir einen Markt aufbauen, der Bausteine nutzt, um Medizinprodukte zu bauen.» Dabei bleibe genug Raum für Firmen, durch Anwendungen, welche auf den freien Daten basieren, Geld zu verdienen.

Dem freien Zugang zu Daten hat sich die von de Witte initiierte Hippo AI Foundation verschrieben, eine «gemeinnützigen Datentreuhandgesellschaft für Datenaltruismus» mit dem Ziel, die Entwicklung offener medizinischer KI zu beschleunigen. «Wir sammeln Daten, aber unter einer neuen Lizenz, und diese verpflichtet alle, die Daten zu teilen», so de Witte. «Wir versuchen, die Solidarität neu zu erfinden im digitalen Zeitalter».

De Witte hielt den Vortrag im Rahmen der zweiten «Presidential Lecture», durchgeführt von der Universitätsstiftung und der Universität Luzern.  Die Presidential Lectures sollen eine Plattform des Austausches zwischen Wissenschaft und Gesellschaft bieten und finden zwei Mal pro Jahr, im Frühling und im Herbst, statt.

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