31. Universitätsrede mit Wilhelm Tell als Thema

Unter dem Titel "Tell – ein Held unterwegs" ist eine neue Ausgabe der Universitätsreden erschienen. Die Historiker Prof. Dr. Valentin Groebner und Dr. Michael Blatter zeichnen darin das Bild eines Mannes, der so einzigartig gar nicht ist und der seine Heldenkarriere einem Brand in Altdorf verdankt.

Denkmal von Wilhelm Tell in Altdorf
Das Wilhelm-Tell-Denkmal in Altdorf. (Bild: Wikimedia Commons/Tage Olsin)

Wilhelm Tell ist ein weitgereister Mann – zumindest das Element des guten Schützen, der eine Frucht vom Kopf eines Menschen schiesst. Dieses tauche bereits im Mittelalter an unterschiedlichen Orten und Zeiten auf, so die beiden Historiker. "In verschiedenen Varianten erscheint das Motiv auch in […] nordischen Sagen des 13. und 14. Jahrhunderts." Aber Wilhelm Tell sei vor allem ein Bühnenheld. Im Laufe der Zeit musste er als Protagonist für diverse Inszenierungen herhalten, wie Blatter und Groebner ausführen.

Wie konnte Tell zur Hauptfigur all dieser Geschichten avancieren? Die Antwort hat mit dem 1799 abgebrannten Archiv in Altdorf zu tun. Dabei wurden zahlreiche Schriftquellen zerstört – auch über Wilhelm Tell. Wie die beiden Historiker erklären, liessen die fehlenden Informationen genug Raum für eigene Interpretationen. Was wir heute über Tell zu wissen glauben, ist folglich eine bunte Mischung aus Fakten und Erfindungen aus den letzten Jahrhunderten. Diese sind, zusammengetragen von Blatter und Groebner, in der neuen Universitätsrede versammelt.

Die Rede über Wilhelm Tell wurde von Groebner und Blatter an der Tagung "Ende der Alpenrepublik? Wilhelm Tell begegnet Andreas Hofer" vom 27. April 2018 gehalten. Das Historische Seminar der Kultur- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät hat die Veranstaltung anlässlich der Emeritierung von Titularprofessor Dr. Jon Mathieu durchgeführt.

Die Luzerner Universitätsreden enthalten öffentliche Vorträge, die an der Universität Luzern gehalten wurden. Damit sollen wissenschaftliche Inhalte an eine breite Öffentlichkeit vermittelt werden. Die Publikationsreihe, die durch private Mittel finanziert wird, erscheint in unregelmässigen Abständen. In gedruckter Form sind die Luzerner Universitätsreden kostenlos beim Rektorat erhältlich.