Nationalfonds unterstützt Forschung zu Gesundheits-Apps

Seit einigen Jahren benutzen immer mehr Menschen Gesundheits-Apps, um ihr Gesundheitshandeln zu verstehen. Mit dem Phänomen gehen zahlreiche ungeklärte Fragen einher, die in einer von Prof. Dr. Rainer Diaz-Bone geleiteten Studie einem soziologischen Blick unterworfen werden.

Sammlung von Gesundheitsdaten und Weiterleitung an die dazugehörige App: elektronisches Fitness-Armband. (Bild: Pixabay/FitNishMedia)
Sammlung von Gesundheitsdaten und Weiterleitung an die dazugehörige App: elektronisches Fitness-Armband. (Bild: Pixabay/FitNishMedia)

Gesundheits-Apps werden von Krankenkassen angeboten und können auch in App-Stores heruntergeladen werden. Ausserdem werden sie von Gesundheitsfachpersonen wie Ärztinnen oder Fitness-Trainern verwendet, um Patientinnen und Patienten digital zu betreuen. Dadurch entstehen neue Gesundheitsdaten und neues Gesundheitswissen, an dem sowohl Menschen in ihrem privaten Alltag, Gesundheitsfachpersonen im Gesundheitswesen sowie Privatunternehmen interessiert sind, die mit diesen Daten Geld verdienen.

Risiko: Verkennung der vielfältigen Nutzungsinteressen

Häufig werden Gesundheits-Apps von Privatunternehmen entwickelt, wobei unklar ist, an welchen Werten sich diese orientieren und inwiefern die Meinungen und Argumente von Gesundheitsfachpersonen und die Anliegen der Nutzerinnen und Nutzer bei der Entwicklung eine Rolle spielen. Wenn nicht gemeinsam über Kriterien von Gesundheits-Apps diskutiert wird, können medizinische Standards unterlaufen werden. Auch kann die Folge sein, dass die Apps nicht den Alltagsbedürfnissen der Nutzenden entsprechen.

Im Rahmen des Projekts soll untersucht werden, nach welchen Ideen und Vorstellungen Gesundheits-Apps von den Herstellern entworfen werden und ob sich diese mit den Vorstellungen der Anwenderinnen und Anwender decken. Es geraten insbesondere Konflikte bei der Einführung und Anwendung der Apps in den Blick, bspw. wenn Menschen Gesundheits-Apps ablehnen oder deren Nutzung abbrechen oder wenn Ärztinnen und Ärzte die Qualität solcher Apps infrage stellen. Für die Studie wird die Soziologie der Konventionen herangezogen, die davon ausgeht, dass Menschen in ihren Handlungen und Entscheidungen bestimmten "Weltbildern" folgen, die ihnen als grundlegende Orientierungen dienen. Konflikte können dort entdeckt werden, wo Menschen unterschiedlichen "Weltbildern" folgen.
 

  • Projekttitel: "Digitale Gesundheitsklassifikationen in Apps. Praktiken und Probleme ihrer Entwicklung und situativen Anwendung"
  • Leitung: Prof. Dr. Rainer Diaz-Bone, Professor für Soziologie mit Schwerpunkt qualitative und quantitative Methoden
  • Mitarbeitende: Valeska Cappel (Doktorandin); 1 wissenschaftliche Hilfskraft, noch zu bestimmen
  • Projektdauer: 3 Jahre
  • bewilligte Fördersumme des Schweizerischen Nationalfonds (SNF): CHF 207'000 (gerundet)