Reflexionen zu einer Kultur der Anerkennung

"Ich kann nicht ich selbst werden ohne andere" – das Verlangen nach Anerkennung gehört zu den elementaren Grundbedürfnissen des Menschen. Genau darüber sprach Prof. Dr. Monika Jakobs am 16. September in ihrer Abschiedsvorlesung vor rund 130 Gästen.

Rund 130 Gäste verfolgten in zwei Hörsälen die Abschiedsvorlesung von Prof. Dr. Monika Jakobs.

"Du bist ein braves Mädchen!" –  was auf den ersten Blick wie ein anerkennendes Lob klingt, kann je nach Kontext oder Sprecher/in auch als eine Feststellung empfunden werden, durch die sich die Adressatin dieser Worte missverstanden fühlen könnte – als Person, in ihrer Rolle oder ihrer Identität. Dies liegt daran, dass in dieser Formulierung normative Zuschreibungen mitschwingen können, mit denen etwa die Erwartung an ganz bestimmte Verhaltensweisen der Adressatin einhergehen. Die lobende Anerkennung kann dadurch – bewusst oder unbewusst – ein Urteil sein, das die Adressatin in ihrer Persönlichkeit verkennt.

Die "verkennende Anerkennung" 

Auf dieses Phänomen, das Thomas Bedorf als "verkennende Anerkennung" bezeichnet, hat Prof. Dr. Monika Jakobs in ihrer Abschiedsvorlesung aufmerksam gemacht, zu der die Theologische Fakultät am 16. September rund 130 Gäste aus dem In- und Ausland in Luzern begrüssen konnte. Damit das Corona-Schutzkonzept umgesetzt werden konnte, wurde die Veranstaltungen in einen zweiten Saal übertragen. Der "verkennenden Anerkennung" stellte Monika Jakobs diejenige Praxis gegenüber, die in inklusiver Weise nicht auf die Beurteilung von Menschen, sondern auf die Anerkennung von gleichberechtigten Verschiedenen zielt. In religionspädagogischen Feldern, etwa in der Firmkatechese, heisst dies, dass diejenigen, die an den Angeboten teilnehmen, "genau die Richtigen" sind. Damit formulierte Monika Jakobs, die seit 1999 an der Universität Luzern als Professorin für Religionspädagogik und Katechetik sowie als Leiterin des Religionspädagogischen Instituts (RPI) wirkte, eine zentrale Konsequenz ihres jahrzehntelangen Engagements in Forschung, Lehre und gesellschaftlich-kirchlichem Diskurs. Im Namen der Theologischen Fakultät würdigte Dekan Prof. Dr. Robert Vorholt ihre menschlichen und fachlichen Qualitäten sowie ihre grosse Einsatzbereitschaft als Dekanin, Prodekanin und Leiterin des Religionspädagogischen Instituts.

Eine Pionierin in einem männlich geprägten Umfeld

In ihrem Grusswort für die Arbeitsgemeinschaft Religionspädagogik und Katechetik bezeichnete Prof. Dr. Angela Kaupp (Landau) Monika Jakobs als Pionierin in einer bis dahin eher männlich geprägten universitären Religionspädagogik. Prof. Eva Ebel (Zürich), die als externes Mitglied der Institutsleitung des RPI ebenfalls Grussworte überbrachte, gratulierte der Universität Luzern nicht nur ausdrücklich zur bewährten Arbeit des Instituts unter der Leitung von Monika Jakobs. Sie brachte ausserdem ihre Feststellung zum Ausdruck, dass auch die reformierte Kirche in der Schweiz ein solches Institut zur Ausbildung von Religionspädagoginnen und -pädagogen benötigen würde, um die Qualität des Religionsunterrichts weiter vorantreiben zu können.

Kein Apéro, dafür Musik und viel Applaus

Ein akustischer Genuss war die musikalische Begleitung der Abschiedsvorlesung durch Ina Callejas, die Stücke von Rameau und Scarlatti auf dem Akkordeon darbot. Auch wenn ein Apéro aufgrund der aktuellen Situation nicht möglich war, konnten die Teilnehmenden der Vorlesung, die auf vielfältige Weise mit Monika Jakobs und ihrem Wirken an der Universität Luzern verbunden sind, diese Verbundenheit mit einem langanhaltenden Applaus sowie mit individuellen Botschaften zum Ausdruck bringen, die am Ende der Veranstaltung auf die Leinwand projiziert wurden. Die Theologische Fakultät und das Religionspädagogische Institut wünschen Monika Jakobs für ihre Zukunft alles erdenklich Gute und Gottes Segen!