Bistum Chur veröffentlicht Verhaltenskodex zur Missbrauchsprävention

Am 5. April 2022 gab das Bistum Chur durch die Zuständige für die Prävention von Machtmissbrauch des Bistums, Frau Karin Iten, die Veröffentlichung des "Verhaltenskodex zum Umgang mit Macht. Prävention von spirituellem Missbrauch und sexueller Ausbeutung" bekannt.

Aus dem Medienstatement zur Veröffentlichung des Verhaltenskodex: 

Prävention von Machtmissbrauch setzt auf lernende Menschen und lernende Systeme. In diesem Sinne ist der Verhaltenskodex ein Instrument, das für individuelles und kollektives Lernen in der katholischen Kirche plädiert. Wir sich überzeugt, dass die Kirche damit vielen Menschen eine tragendere und grenzachtendere spirituelle Heimat bieten kann.

Die Koppelung von Macht und Spiritualität bzw. die einseitige Definitionsmacht in spirituellen Fragen ist toxisch. Denn Überhöhung auf der einen Seite geht immer mit Entwertung auf der anderen Seite einher. Und Entwertung verletzt ganz einfach die Würde. Für uns als Präventionsbeauftragte ist klar: Der Umgang mit Macht muss sich verändern, wenn die katholische Kirche ernsthafte Prävention von spirituellem und sexuellem Missbrauch betreiben will. Und zwar nicht erst morgen, sondern heute. 

Was wir deshalb im Hier und Jetzt d.h. per sofort mit dem Verhaltenskodex wollen, ist die Koppelung von Macht mit Verantwortung, mit Transparenz, mit Reflexion und Besprechbarkeit. Wer Macht besitzt, muss ganz einfach Qualität und Professionalität liefern. Macht - egal ob in einer Führungsposition oder in der Seelsorge - bedingt fachliche, personale und soziale Kompetenzen. Reife Persönlichkeiten. Der Verhaltenskodex benennt Risiken rund um Macht sehr deutlich und formuliert konkrete Erwartungen an Machtpositionen. Wir sprechen von Risikomanagement im Umgang mit Macht. Dabei fokussieren wir uns auf den Graubereich, d.h. nicht strafbare Handlungen, aber solche die heikel sind. Im roten Bereich geht es um Übertretungen des Strafrechtes. Nur schon Verdachtsmomente im roten Bereich gehören in die Hände der staatlichen Strafverfolgungsbehörden, deshalb werden die nicht thematisiert. Im Graubereich geht es um irritierendes Fehlverhalten, das zwar nicht strafrechtlich relevant ist, aber trotzdem korrigiert werden muss. Hier muss die Kirche eben selbst Qualität definieren. Der Verhaltenskodex ist damit Teil des Risikomanagements rund um Macht.

Das vollständige Statement ist auf der Seite des Bistums Chur (Medienstatement) und der Katholischen Kirche im Kanton Zürich (Medienstatement) veröffentlicht.

Volltext des Kodex auf der Seite des Bistums Chur: Verhaltenskodex zum Umgang mit Macht