Religionspreis für Dokumentarfilm

Der Preisträger des Luzerner Religionspreises 2016 für herausragende Maturaarbeiten im Bereich Religion und Ethik steht fest: Es handelt sich um Jan Murer von der Kantonsschule Alpenquai Luzern. Dies für sein Filmporträt des Tetraplegikers Martin Doppmann.

Preisträger Jan Murer (rechts) mit Martin Doppmann. (Bild: Benno Bühlmann)

"Ich träumte, ich kann fliegen": So lautet der Titel des 20-minütigen Films (siehe Link unten), den Jan Murer im Rahmen seiner Maturaarbeit konzipiert und gedreht hat. In diesem stellt der 18-Jährige aus Root den Tetraplegiker Martin Doppmann vor. Dieser hatte vor rund zehn Jahren einen Kletterunfall und führt – unterstützt von seinem Freundeskreis – ein recht selbstständiges Leben in seiner Wohnung in Malters. Allen Widrigkeiten zum Trotz hat der 54-Jährige, der eine eigene Website unterhält, seinen Humor nicht verloren; so ist vor Kurzem sein zweites, wiederum komplett selbst gestaltetes Buch "Alles Käse. Lyrisch, schräg, ironisch und sinnfrei. Texte und Bilder" erschienen.

Für die Dokumentation begleitete Murer Doppmann mit der Kamera in verschiedenen Lebenssituationen und versuchte mittels Interviews zu erfahren, was ein Leben mit starken Einschränkungen trotzdem lebenswert macht. Im schriftlichen Teil der von Willi Bühler, Lehrer für Religionskunde und Ethik an der Kantonsschule Alpenquai, betreuten Arbeit beschreibt Jan Murer den Entstehungsprozess des Films – mit all den menschlichen und technischen Herausforderungen, die es dabei zu bewältigen galt.

"Gelungene Umsetzung provoziert Nachdenklichkeit"

Gemäss der Jury des von der Theologischen Fakultät zusammen mit dem Religionswissenschaftlichen Seminar der Kultur- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Luzern vergebenen Luzerner Religionspreises (siehe unten) sind bei der diesjährigen Austragungen vergleichsweise viele und qualitativ hochstehende Maturaarbeiten eingereicht worden. "Diese bestechen durch ein hohes Mass an persönlichem Engagement und das Interesse an gesellschaftlich relevanten Themen", so Prof. Dr. Monika Jakobs, Präsidentin der dreiköpfigen Jury.

Gelobt an Jan Murers Film wird "die gelungene Umsetzung, die jene Nachdenklichkeit provoziert, die notwendig ist, um das Leben nicht nur in seiner Vitalität, sondern auch in seiner Zerbrechlichkeit bewusst werden zu lassen". Es handle sich um eine kreative Auseinandersetzung mit dem herrschenden allgegenwärtigen und doch kaum bewussten normalisierenden Menschenbild und den gesellschaftlich vereinbarten Ein- und Ausgrenzungen. "Gleichzeitig", so die Jury in ihrer Begründung weiter, "ist es ein kraftvolles Zeugnis von Lebensenergie und Kreativität des Protagonisten unter schwierigsten Umständen." Nicht zuletzt aber mache der Film von Jan Murer Solidarität eines unterstützenden Freundeskreises, für den die grösstmögliche Selbstbestimmung eines Menschen mit Handicap keine graue Theorie, sondern konkrete Lebenshilfe ist, auf eindrückliche Weise sichtbar. "Damit schafft er eine Bildsprache, welche die grundsätzliche Angewiesenheit der Menschen auf andere in gelebter Solidarität und Wertschätzung einprägsam illustriert." Gelobt wurde auch die unvoreingenommene Darstellung, die den Zuschauerinnen und Zuschauern viel Deutungsspielraum lasse.

Neben dem Luzerner Religionspreis erhielt "Ich träumte, ich kann fliegen" an der Horwer Filmnacht im Februar die Auszeichnung als bester Dokumentarfilm. Ausserdem schaffte es Jan Murers Abschlussarbeit, im Rahmen des Projekts "Fokus Maturaarbeit" in die Auswahlliste der kantonal besten Arbeiten aufgenommen zu werden und wurde im März im Foyer des Uni/PH-Gebäudes präsentiert.

Arbeiten aus der ganzen Deutschschweiz teilnahmeberechtigt

Der 2006 erstmals vergebene Luzerner Religionspreis für herausragende Maturaarbeiten zum Thema Religion und Ethik wird jährlich verliehen. Die Auszeichnung ist mit 500 Franken dotiert, zur Verfügung gestellt von der Universitätsstiftung. Die Jury besteht neben der Präsidentin Prof. Dr. Monika Jakobs aus Anne Beutter und Prof. Dr. Robert Vorholt. Für den Religionspreis 2017 in Frage kommende Maturaarbeiten können von den Betreuungspersonen bei Prof. Jakobs eingereicht werden. Das Abgabedatum wird noch bekanntgegeben. Es sind Arbeiten aus der gesamten deutschsprachigen Schweiz zugelassen. Mehr Informationen

Weitere Auskünfte:
Prof. Dr. Monika Jakobs, Theologische Fakultät, 041 229 52 46, monika.jakobsremove-this.@remove-this.unilu.ch 

Dave Schläpfer, Öffentlichkeitsarbeit, 041 229 50 92, dave.schlaepferremove-this.@remove-this.unilu.ch