Kristalle, Strahlner und Bergregal

Auf dem Gebiet des Kantons Uri befinden sich zahlreiche geologische Kostbarkeiten, Kristalle, Klüfte und Bodenschätze. Eine Veranstaltung des Urner Instituts «Kulturen der Alpen» beleuchtete Geschichte und Kultur des Strahlnerwesens im Kanton Uri aus verschiedenen Perspektiven.

Roland Norer, Peter Spillmann, Peter Amacher, Georg Simmen, Romed Aschwanden
Peter Spillmann führt in die Kristallographie ein

Im Rahmen der Vortragsreihe «Urner Gene» fand am 10. Oktober 2022 die mittlerweile dritte Veranstaltung statt, diesmal zum Strahlnerwesen im Kanton Uri. Eingeleitet von einer abenteuerlichen Exkursion zur alten Kristallhöhle Pfaffensprung in Wassen unter der fachkundigen Leitung von Peter Amacher widmete sich die Abendveranstaltung im Uristier-Saal in Altdorf dem Thema aus geologischer, kulturwissenschaftlicher und rechtlicher Sicht.

Knapp 60 Teilnehmende zeugten von der Verankerung des Strahlnens in der Urner Bevölkerung. Das grosse Interesse ist sicher auch im Zusammenhang mit der breiten Medienberichterstattung diesen Sommer zu Themen wie Klimawandel und Gletscherschwund zu sehen, welche dazu führen, dass bisher nicht zugängliche Klüfte freigelegt werden.

In seiner Begrüssung entwickelte Prof. Roland Norer, Mitglied der Institutsleitung «Urner Institut Kulturen der Alpen an der Universität Luzern» als Organisator das Tagungsprogramm anhand der Erzählung von den Strahlnern und der plötzlich verschwundenen Kristallfundstelle im Buchklassiker «Goldener Ring über Uri» des Urner Arztes Eduard Renner (1891–1952).

Der Geologe Dr. Peter Spillmann von der Naturforschenden Gesellschaft Uri führte in die naturwissenschaftlichen Grundlagen der Mineralien- und Kristallkunde ein und zeigte anhand der 3.4 Milliarden alten Erdgeschichte die Entstehung der Zerrklüfte (feine Trennflächen im Gestein) und Mineralien auf dem Gebiet des Kantons Uri auf.

Peter Amacher, kantonaler Mineralienaufseher und Inhaber von Geo Uri GmbH, entwickelte eine Kulturgeschichte des Strahlnens in Uri seit der Steinzeit bis heute. Dabei beeindruckte insbesondere das in dieser Hinsicht «globalisierte Uri» im 20. Jahrhundert, finden sich doch Urner Funde heute im British Museum in London, in der Münchner Residenz oder im Naturhistorischen Museum in Wien.

Abschliessend ging lic. iur. Georg Simmen, Rechtsanwalt und Notar, auf die rechtlichen Grundlagen ein. Dabei zeigte er auf, dass das kantonale Bergregal (das Verfügungsrecht über die ungehobenen Bodenschätze) völlig uneinheitlich geübt wird, indem manche Kantone dieses Recht selbst ausüben, an die Gemeinden oder – wie im Sonderfall Uri – an die Korporationen delegiert haben. Insofern galt es sich auch mit den spezifischen Regeln der Korporationen Uri und Urseren, aber auch mit dem Ehrenkodex für Strahler auseinanderzusetzen.

Eine Diskussion, die von Dr. Romed Aschwanden, Geschäftsführer des Instituts, moderiert wurde, schloss den anregenden Abend ab, den man zumindest in Hinsicht auf den Wissenszuwachs «steinreich» Richtung Apéro verlassen konnte.

Urner Institut Kulturen der Alpen an der Universität Luzern - Universität Luzern (unilu.ch)