Auszeichnung für Luzerner Team am Willem C. Vis Moot

Erneuter Erfolg für Jus-Studierende der Universität Luzern: Sie kamen in der mündlichen Phase unter die besten 64 von 365 Teams und erzielten eine «Honorable Mention» im renommierten Wettbewerb um einen fiktiven Schiedsfall im internationalen Handelsrecht.

Das Luzerner Vis-Moot-Team (v.l.): Chiara Bellucci, Suzan Candan, Andrea Greub, Dario Schönbächler (Co-Coach), Jacqueline Temperli (Co-Coach), Asia Ponti und Sibylle Schneider. Auf dem Bild fehlen: Prof. Dr. Daniel Girsberger, Roxane Schmidgall (Head-Coach) und Jeremias Wartmann (Co-Coach).

Die Universität Luzern wurde am diesjährigen Willem C. Vis Moot von einem fünfköpfigen Team vertreten, bestehend aus Chiara Bellucci, Suzan Candan, Andrea Greub, Asia Ponti und Sibylle Schneider. Die Reise begann im Oktober 2021 mit der Aufschaltung des fiktiven Schiedsfalles. Es folgte die schriftliche Phase des Moots, in der eine Klageschrift und eine Klageantwort zu verfassen waren. In der anschliessenden mündlichen Phase vertraten die «Mooties» die Standpunkte der jeweiligen Parteien mit Plädoyers vor erfahrenen Juristinnen und Juristen. Sowohl die gesamte Vorbereitung als auch der schriftliche und mündliche Wettbewerb fanden in englischer Sprache statt.

Das grosse Engagement machte sich auch dieses Mal wieder bezahlt: Als drittes Team in der Geschichte der Universität Luzern schafften es die fünf Jus-Studentinnen im mündlichen Teil unter die besten 64 von 365 Teams und wurden mit einer «Honorable Mention» ausgezeichnet. Die Luzerner Mooties erreichten in den «General Rounds» gar den 20. Platz. In den darauffolgenden «Elimination Rounds» war dann nach der Runde mit den besten 64 Teams Schluss.

Uneinigkeit über Vertragsschluss in der Palmölindustrie

Der Willem C. Vis International Commercial Arbitration Moot gewährt angehenden Juristinnen und Juristen Einblicke in die internationale Schiedsgerichtsbarkeit und in das internationale Handelsrecht. Es handelt sich dabei um den grössten und international bekanntesten Moot im Zivilrecht. Die fiktiven Fälle basieren jeweils auf aktuellen Themen.

Im diesjährigen Fall bestanden gegensätzliche Ansichten zwischen zwei Parteien in der Palmölindustrie über das Zustandekommen eines Vertrages über den Kauf bzw. Verkauf von Palmöl. Besondere Problempunkte waren sowohl die fehlende Unterschrift des Käufers auf den Vertragsdokumenten als auch die Bestimmung des genauen Zeitpunktes des allfälligen Vertragsschlusses. Schliesslich stellte sich für den Fall eines Vertragsschlusses die Frage, ob die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) der Verkäuferin gültig in den Vertrag einbezogen worden waren. Darüber hinaus waren sich die Parteien hinsichtlich der Streiterledigung uneinig; und zwar nicht nur ob der Konflikt von einem Schieds- oder einem staatlichen Gericht zu entscheiden sei, sondern auch, welches Recht auf den umstrittenen Abschluss der Schiedsvereinbarung Anwendung finden solle.

Mehrheitlich zurück zu Plädoyers vor Ort

Unter der Leitung von Prof. Dr. Daniel Girsberger und Rechtsanwältin Roxane Schmidgall sowie mit Unterstützung der Co-Coaches Dario Schönbächler, Jacqueline Temperli und Jeremias Wartmann verfassten die fünf Studentinnen in intensiver Arbeit von Oktober bis Februar eine Klageschrift und eine Klageantwort. Die anschliessende mündliche Phase fand zur Freude aller Beteiligten grösstenteils wieder im Präsenzmodus statt. Das Team hatte ausserdem die Möglichkeit, an digitalen Pre-Moots im Ausland, beispielsweise in New York und in Mexiko, teilzunehmen. Anfang April fand in Belgrad ein Pre-Moot vor Ort statt.

Als Krönung reisten die Mooties Mitte April nach Wien. Nach der zweijährigen, coronabedingten Pause war endlich wieder der direkte Austausch mit anderen Teams möglich.  «Der Vis Moot war eine einzigartige Erfahrung», berichten die Mooties. «Am Anfang hörten wir oft ‘Once a Mootie, always a Mootie!’ und die meisten Schiedsrichter in der mündlichen Phase stellten sich selbst mit den Worten ‘Ich war vor einer langen Zeit auch mal ein Mootie...’ vor.» Die Bedeutung dieser Sätze sei den Mooties aber erst am Ende des Wettbewerbs wirklich klar geworden, wie sie sagen. Nachdem sie sieben Monate lang jeden Tag mit denselben Personen am selben Projekt gearbeitet haben, falle es ihnen auch schwerer als gedacht, das Ende der Reise zu akzeptieren. Gleichzeitig fiebern sie aber schon den nächsten Moots entgegen: «Wir freuen uns jetzt schon auf die Publikation des neuen Falles im Oktober und können es kaum erwarten, eines Tages nach Wien zurückzukehren und die eine oder andere Runde als Schiedsrichter zu beurteilen.»

Bereits mehrfach ausgezeichnet

Es ist nicht das erste Mal, dass Studierende aus Luzern am Willem C. Vis Moot erfolgreich sind: So konnten bereits in den Vorjahren mehrfach «Honorable Mentions» gewonnen werden; 2016 brachten die Teilnehmenden mit dem «Pieter Sanders Award» sogar die Auszeichnung für die beste Klageschrift nach Hause.

Bewerbung für den Willem C. Vis Moot 2022/2023 bis 15. Mai 2022 offen

Zurzeit läuft das Bewerbungsverfahren für die Aufnahme ins Luzerner Team der nächsten Austragung. Interessierte Studierende können sich bis Sonntag, 15. Mai 2022 bewerben.
Informationen zur Bewerbung

«Viele Studierende haben Hemmungen davor, aufgrund des hohen Arbeitsaufwandes am Willem C. Vis Moot teilzunehmen. Was viele dabei aber nicht bedenken ist, wie viel Freude, Erfahrungen und neue Bekanntschaften dieses Projekt einem bringen kann. Fast alle Teilnehmenden bleiben noch Jahre danach Teil des Vis Moots und beteiligen sich in der einen oder anderen Form weiter aktiv. Ausserdem können sich auch in Bezug auf das Berufsleben neue Türen öffnen. Ich kann den Vis Moot nur wärmstens weiterempfehlen!» – Chiara Bellucci, Mootie 2021/2022.