Fokus Genossenschaften
Genossenschaftsunternehmen sind – im Gegensatz zur kapitalistisch strukturierten Aktiengesellschaft – personenbezogene Körperschaften. Im Unterschied zu anderen Gesellschaftsformen ist der Gesellschaftszweck der Genossenschaft verbindlich vorgegeben: Sie muss ihren Mitgliedern grundsätzlich bestimmte wirtschaftliche Vorteile verschaffen, nicht lediglich deren Kapitalinteressen befriedigen. – Diese und weitere Besonderheiten der Rechtsform rufen interessante Rechtsfragen hervor, allen voran die, ob eine Regulierung, die an der Aktiengesellschaft ausgerichtet ist, jeweils ohne Weiteres auf die Genossenschaft übertragbar ist bzw. sein sollte.
Wir verfolgen folgende Ziele:
- Grundlagenforschung zum Genossenschaftsrecht
- Forschungsprojekte zu konkreten Fragestellungen aus der Unternehmenspraxis
- Pflege eines Netzwerkes zwischen Wissenschaft und Praxis: Auf diese Weise werden einerseits Forschungsergebnisse den Unternehmen zur Verfügung gestellt, andererseits fliessen Impulse aus der Praxis in die wissenschaftliche Grundlagenforschung ein.
Dr. Nadja Fabrizio
Wissenschaftliche Oberassistentin
Leitung Fokus Genossenschaften
T +41 41 229 54 78 • Raum 4.B44 • nadja.fabrizio @ unilu.ch
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Abgeschlossene Projekte
Zukunftssicherung der Genossenschaften. Handlungsbedarf von Genossenschaftsunternehmen zur Generation Y und Z in der Rolle als Mitglieder, Mitarbeiter, Kunden und Gründer
Cornelia Amstutz, lic.rer.soc.
Im Auftrag der IG Genossenschaften soll sich die Studie mit folgender Frage befassen: Was können Genossenschaften tun, um die Personen der Generationen Y und Z für folgende Funktionen zu gewinnen:
- als Genossenschafter von bestehenden Genossenschaften
- als Mitarbeiter von Genossenschaften
- als Kunden von Genossenschaften
- als Gründer von neuen Genossenschaften
Das Projekt soll konkrete Handlungsempfehlungen für die Genossenschaften aufzeigen. Der Forschungsbericht liegt Mitte 2020 vor.
Basler Kommentar zum KVG/KVAG, Kommentierung von Art. 1-3 KVAG
Dr. N. Fabrizio, M. Köpfli, MLaw, RA und I. Jovanovic, MLaw
Das Bundesgesetz vom 18. März 1994 über die Krankenversicherung (KVG) war primär auf die Finanzierung der sozialen Krankenversicherung ausgerichtet. Bei der Erarbeitung des KVG war die Aufsicht über die Krankenversicherung noch weniger bedeutend. Mit dem auf den 1.1.2016 in Kraft getretenen Krankenversicherungsaufsichtsgesetz (KVAG) und dem revidierten KVG sollte diese Lücke geschlossen werden und Verbesserungen im Bereich der finanziellen Sicherheit und der Unternehmensführung von Krankenversicherern, der Befugnisse und Kompetenzen der Aufsichtsbehörden sowie der Strafbestimmungen geschaffen werden. Der Basler Kommentar zum KVG/KVAG wird eine umfassende, zusammenhängende Kommentierung der beiden Gesetze enthalten.
N. Fabrizio, M. Köpfli und I. Jovanovic haben im KVAG die Vorschriften des 1. Kapitels («Allgemeine Bestimmungen», Art. 1–3 KVAG) kommentiert.
Veröffentlichung in: Blechta/Colatrella/Rüedi/Staffelbach (Hrsg.), Basler Kommentar zum KVG/KVAG, Basel Feb. 2019.
Besteuerung der Genossenschaften de lege lata – Zwingt das Steuerrecht zur Preisgabe der genossenschaftlichen Identität?
Dr. N. Fabrizio
Genossenschaften bezwecken gemäss Gesetz in der Hauptsache die Förderung bestimmter
wirtschaftlicher Interessen ihrer Mitglieder. Tatsächlich gewähren Genossenschaften geldwerte
Vorteile aber i.d.R. unterschiedslos auch an Nichtmitglieder. Dieser Artikel geht den
Fragen nach, was die Gründe hierfür sind, wie über spezifische Leistungen an die Mitglieder
berichtet wird und welchen Einfluss das geltende Steuerrecht insofern hat.
Die Genossenschaft im Zeitalter der Digitalisierung
M. Köpfli MLaw, RA und M. Perret, MLaw
Eine «de lege lata»-Analyse der Zulässigkeit eines digitalen Genossenschaftsbeitritts
«per Klick» sowie Empfehlungen an den Gesetzgeber «de lege ferenda».
Für den Genossenschaftsbeitritt ist eine schriftliche Beitrittserklärung notwendig. Gewisse
Genossenschaften offerieren auf ihren jeweiligen Internetseiten die Möglichkeit des elektronischen
Beitritts. In diesem Artikel soll überprüft werden, ob dieses Vorgehen mit dem
Gesetz vereinbar ist. Weiter soll aufgezeigt werden, welche (weiteren) digitaltechnischen Prozesse
den bestehenden gesetzlichen Anforderungen gerecht werden.
Genossenschaftliche Identität und Wachstum mit sozialökologischem Imperativ – eine empirische Befragung der Schweizer Bevölkerung mit Daten von 2011 und 2016
Prof. (FH) Dr. A. Jungmeister, Dr. H. Gernet, C. Amstutz und L. Golder
Die repräsentative empirische Untersuchung in der Schweizer Bevölkerung untersucht
Grundfragen zu genossenschaftlicher Identität und genossenschaftlichem Wachstum. Vor
dem Hintergrund einer wachstumskritischen Stimmung in der Schweizer Bevölkerung wird das
genossenschaftliche Wachstum positiver gesehen, die Genossenschaften unterliegen jedoch
dem «sozial-ökologischen Verhaltensimperativ», d.h. nur als gesellschaftlich positiv erlebten
Unternehmen wird Wachstum zugestanden, andere sollen eher schrumpfen. Dabei profitiert
die Rechtsform Genossenschaft in den Augen der Bevölkerung von einem sehr hohen, zeitlich
stabilen Vertrauen. Die konstituierenden Merkmale der Genossenschaft («DNA Elemente
») werden ebenfalls, im Zeitverlauf nahezu unverändert, als positiv erlebt.
Leistungsbeziehungen in Genossenschaftsgruppen – eine gesellschafts-, rechnungslegungs- und steuerrechtliche Betrachtung
Habilitation – Laufendes Projekt, Dr. N. Fabrizio
Genossenschaften können ihren Mitgliedern unterschiedliche Arten von Leistungen zukommen
lassen (z.B. verbilligte Waren, Dienstleistungen oder Darlehenszinsen). Handelt es
sich bei dem Genossenschaftsmitglied jedoch um eine angeschlossene Genossenschaft im
Genossenschaftsverband oder eine Konzerngesellschaft einer Genossenschaftsgruppe, können
entsprechende Leistungen auch gruppeninterne Dienstleistungen (z.B. besondere Finanzierungskonditionen
oder die Einräumung von Marken- und Nutzungsrechten) sein. Wie in
anderen Unternehmenszusammenschlüssen auch stellen sich insofern die Fragen: Wie sind
diese Leistungen zu quantifizieren und buchhalterisch sowie steuerlich korrekt zu erfassen?
Handelt es sich bei den an der Leistungsbeziehung beteiligten Unternehmen jedoch um Genossenschaften,
werden diese Fragen zusätzlich aufgeladen durch den Umstand, dass die gewährten
Leistungen nicht notwendig Bestandteil schuldrechtlicher Verträge sind; sie können
auch Ausfluss des genossenschaftlichen Förderauftrags im Sinne von Art. 828 Abs. 1 OR –
und damit gesellschaftsrechtlicher Natur – sein. Dies hat Konsequenzen aus Sicht des Gesellschafts-,
Rechnungslegungs- und Steuerrechts. Die Arbeit untersucht diese Konsequenzen
und zeigt mögliche Lösungen auf.
- Kilgus, S., Fabrizio, N. (Hrsg.). Berner Kommentar, Obligationenrecht, Die Genossenschaft, Systematische Darstellung und Kommentierung der Art. 828-838 OR, 2. Aufl., Bern 2021.
- Taisch, F., Jungmeister, A., Fabrizio, N. (2017). Corporate Governance von Genossenschaftsunternehmen. Zürich/St. Gallen: Dike Verlag AG.
- Jungmeister, A., Gernet, H., Amstutz, C., Golder, L. (2016). Genossenschaftliche Identität und Wachstum mit sozial-ökologischem Imperativ – eine empirische Befragung der Schweizer Bevölkerung mit Daten von 2011 und 2016, in: Identität und Wachstum von Genossenschaften/Cooperative Identity and Growth, 18th proceedings of the ICCS 2016, S.187-203, St. Gallen: Verlag Raiffeisen Schweiz.
- Fabrizio, N. (2016). Besteuerung der Genossenschaften de lege lata – Zwingt das Steuerrecht zur Preisgabe der genossenschaftlichen Identität? in: Identität und Wachstum von Genossenschaften/Cooperative Identity and Growth, 18th proceedings of the ICCS 2016, S. 251-264, St. Gallen: Verlag Raiffeisen Schweiz.
- Köpfli, M., Perret, M. (2016). Die Genossenschaft im Zeitalter der Digitalisierung, in: Identität und Wachstum von Genossenschaften/Cooperative Identity and Growth, 18th proceedings of the ICCS 2016, S. 547-558, St. Gallen: Verlag Raiffeisen Schweiz.
- Jungmeister, A., Amstutz, C. (2018). Strategisches Wachstum und Identität von Genossenschaften bei Grünfeld – eine kritische Reflexion, geplante Veröffentlichung in: Tagungsband der IWE GK, Halle: Universitätsverlag Halle-Wittenberg.