Studentische Lebensstile und das Risiko der Coronapandemie an der Uni Luzern

Guy Schwegler hat mit Studierenden in einem soziologischen Forschungsseminar empirisch untersucht, wie es Studierenden in der Corona-Pandemie geht.

Forschungspublikation: Studentische Lebensstile und das Risiko der Coronapandemie an der Uni Luzern

Zusammen mit den Studierenden hat er nun eine Veröffentlichung (WP im Soziologiemagazin) vorgelegt. Die Befunde sind für die Universität in dieser schwierigen Situation sicher interessant und geben Hinweise, darauf, welche Auswirkungen die Pandemie und die darauf bezogenen Massnahmen der Universität bei den Studierenden aus soziologischer Sicht hat.

https://soziologieblog.hypotheses.org/soziologische-fragmente

Abstract
«Die Maßnahmen gegen die Verbreitung des Coronavirus beeinflussen soziale Ungleichheiten. Der folgende Beitrag versucht, für den Bereich der studentischen Lebensstile aufzuzeigen, wie sich Ungleichheiten nicht nur verstärken, sondern auch verschieben. Die Grundlage hierfür bildete ein BA Mixed-Methods Forschungsseminar, dessen Teilnehmer*innen sich nach dem gewöhnlichen Semesterstart im Frühling 2020 selber in der Situation des Lockdowns wiederfanden. In Anlehnung an Ulrich Beck werden die sozialen Auswirkungen der Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie über Konzepte von ‚alten‘ und ‚neuen‘ Ungleichheiten sowie Individualisierung gefasst. Damit wird aufgezeigt, dass in der Coronapandemie bestimmte Ressourcen gemäß einer ‚alten‘ Verteilung von gesellschaftlichem Reichtum wieder vermehrt wichtig wurden. Im besonderen Maße stellt diese Verschiebung ein Risiko für Studierende aus sozial benachteiligten Schichten dar. Deren Unterschiede zu anderen Studierenden wurden vor dem Lockdown teilweise durch die Institution Universität ausgeglichen und treten nun in der Pandemie wieder stärker zutage.»

Auszug
“Die Untersuchung studentischer Lebensstile während des Lockdowns zeigte Folgendes: Die Maßnahmen, die von der Universität Luzern im Zusammenhang mit der Coronapandemie getroffen wurden, verlangten einen erneuten Prozess der Individualisierung im Lebensstil der Studierenden. Das heißt, dass die Studierenden aus etablierten sozialen Einbindungen herausgelöst und freigesetzt wurden. Diese erneute Freisetzung bezog sich nicht auf Lebensbedingungen gemäß des sozialen Hintergrundes, sondern auf den bereits vorhandenen studentischen Lebensstil. Die Integrations- und Homogenisierungseffekte der Universität als soziale Institution und als Gebäude konnten nur noch zu einem geringeren Grad aufrecht erhalten werden. Der bereits vor der Krise etablierte Lebensstil entschied darüber, inwieweit die Studierenden die neu eingeführten Individualisierungsforderungen als Einschränkungen empfanden oder nicht: War bereits vorher ein Bewusstsein für die eigene Verantwortung und damit einhergehende Strategien unabhängig von der Universität als Institution vorhanden, stellten auch die Veränderungen weniger ein Problem dar.”

Guy Schwegler, Hanna Hubacher, Hannah Göldi, Michelle Kobler, Maurice Köpfli, Samea Matter, Simon Räber, Irina Wais, Fabienne Zurbriggen (2021): Eine Verschiebung der Ungleichheiten: Studentische Lebensstile und das Risiko der Coronapandemie. Soziologiemagazin, WP Reihe Soziologische Fragmente #2.
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