Forschung zur Religiosität von Thai-Migrantinnen

Auch nach ihrer Migration in die Schweiz setzen sich die meisten Thailänderinnen weiterhin mit der kulturell-religiösen Tradition ihres Herkunftslandes auseinander. Deren Bedeutung kann für die Frauen jedoch sehr unterschiedlich sein, wie eine religionswissenschaftliche Doktorarbeit zeigt.

Ist für viele Thailänderinnen eine wichtige Verbindung zu ihrem Heimatland: der buddhistische Tempel Wat Srinagarindravararam in Gretzenbach/SO. (Bild: Andrea Zimmermann)

Neben ihren persönlichen Beweggründen, einen Ausländer zu heiraten, führt vor allem der Traum von einem besseren Leben viele Thailänderinnen in die Schweiz. Hier sind sie jedoch oftmals mit vielfältigen Schwierigkeiten konfrontiert, zu deren Bewältigung sie verschiedene Strategien entwickeln. Welche Bedeutung der thai-buddhistischen Religiosität bei der Alltagsbewältigung thailändischer Heiratsmigrantinnen in der Schweiz zukommt, untersuchte Andrea Zimmermann im Rahmen ihrer kürzlich eingereichten Dissertation. 

Wie die Autorin feststellte, geschieht die Auseinandersetzung mit der thai-buddhistischen Religiosität meist beim Bewältigen von psychisch-emotionalen Belastungen, beispielsweise im Fall von Trennungen, Todesfällen oder Armut, sowie beim Bewältigen von aktuellen Schwierigkeiten, die mit der Migrationssituation einhergehen. Dazu gehören unter anderem sprachliche Schwierigkeiten, Eheprobleme, soziale Isolation und Unterbeschäftigung. In solchen belastenden Situationen liefern die buddhistische Religiosität, Deutungssysteme und Handlungspraktiken den Frauen Ansatzpunkte, um Lebensereignisse als Teil ihrer Biografie zu akzeptieren und darüber hinaus als für ihre spirituelle Entwicklung notwendig zu verstehen. Sie dienen den Frauen als Mittel für Wohlbefinden, Spiritualität und Selbstheilung, aber auch als Basis für Vergemeinschaftung; im religiösen Kontext können sie soziale Unterstützung, Rückhalt und Zuflucht erfahren.

Die Bedeutung buddhistischer Religiosität und Institutionen ist für die Thailänderinnen sehr heterogen: Für einige Frauen zählen bei der kollektiven Religionspraxis insbesondere die sozialen Komponenten, wobei «Thainess» im Zentrum steht und kaum eine individuelle Auseinandersetzung mit Glaubensinhalten stattfindet. Andere wenden sich bewusst von dieser «Thainess» ab, um in der Schweiz heimisch zu werden.

Förderung durch den SNF

Die Realisierung der Dissertation «Von Träumen, Tempeln und Tränen - Zur Bedeutung buddhistischer Religiosität im Alltag thailändischer Heiratsmigrantinnen in der Schweiz» wurde mit einem Doc.CH-Beitrag des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) gefördert. Zunächst hatte Zimmermann für ihr Projekt von der fakultären Graduate School eine Anschubfinanzierung erhalten. Die Verteidigung der durch Prof. Dr. Martin Baumann betreuten Dissertation ist für November geplant.