Die dunkle Seite der Wirtschaft. Das Malum in der Ökonomie

PD Dr. Reiner Manstetten, Heidelberg/Leipzig

Das Projekt «Die dunkle Seite der Wirtschaft» ist an der Schnittstelle von Religion und Ökonomie angesiedelt. Die ursprünglich religiöse und theologische Frage nach dem Malum ist die Frage nach dem Übel und Leid in der Welt sowie vor allem nach dem Bösen und seinen Wurzeln im Menschen. An die Wirtschaft gerichtet, lautet sie: Inwieweit führen Strukturen der modernen Ökonomie bzw. typische Motivationen wirtschaftlicher Akteure systematisch zu sozialer Ungerechtigkeit und Destruktion natürlicher Lebensgrundlagen? Die Absicht des Projekts besteht darin, die geistesgeschichtlichen Grundlagen der dominierenden Wirtschaftsweise der Gegenwart, der liberalen Marktwirtschaft, in einer Weise ins Licht zur rücken, dass dadurch die Problematik des Malum hervortreten kann. Es wird sichtbar, dass diese Frage auch und gerade im Angesicht der modernen Wirtschaftswissenschaften gestellt werden muss. Dazu werden verschiedene Entwürfe der Wirtschaft von Aristoteles über Smith und Marx bis zum Liberalismus des 20. Jahrhunderts auf ihre metaphysischen und anthropologischen Voraussetzungen hin untersucht. Zugleich sollen daraus Anstösse für den Dialog zwischen Theologie und Wirtschafts- und Sozialwissenschaften auf der anderen Seite hervorgehen.

Literatur:

Hirschman, A. (1987): Leidenschaften und Interessen. Aus dem Amerikanischen übers. von S. Offe. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.

Manstetten, R. (2000): Das Menschenbild der Ökonomie. Der homo oeconomicus und die Anthropologie von Adam Smith. Freiburg: Alber Verlag. 

Manstetten, R. (2004): «Wirtschaft und Menschenwürde». In: Studia philosophica. Jahrbuch der Schweizerischen Philosophischen Gesellschaft, Bd. 63, S. 189-210.

Sedlacek, T. (2012): Die Ökonomie von Gut und Böse. Übers. von Ingrid Proß-Gill. München: Hanser.