Digitale Gesundheit: Eine Vielfalt von Wertvorstellungen

Im Feld der digitalen Gesundheit entwickeln viele Akteure Gesundheitsdienste mit sehr unterschiedlichen Zielsetzungen und Wertvorstellungen. Welche Konfliktlinien durch die Wertevielfalt entstehen, erläutern Karolin Kappler von der Fernuniversität Hagen und Valeska Cappel in ihrem kürzlich erschienen Artikel „Plurality of Values in mHealth: Conventions and ethical dilemmas“.

In dem Artikel wenden Kappler und Cappel die Perspektive der Economics of Convention auf den Bereich der mobilen Gesundheit an und setzen damit die Annahme einer Wertepluralität an den Beginn der Untersuchung. Dadurch eröffnet sich die Frage, welche unterschiedlichen Werte im Feld der digitalen Gesundheit parallel bestehen und wann diese in einem Konflikt münden. Dabei zeigt sich, dass Akteure je nach Wertvorstellung sehr unterschiedliche Ideen entwickeln können, was Gesundheit bedeutet. Für ein Unternehmen, das Gesundheits-Apps als Geschäftsmodell einführt, ist Gesundheit in erster Linie ein Produkt und eng verknüpft mit einer ökonomischen Nutzung und Standardisierung. Datenschutz wird teilweise als Hindernis verstanden, wenn dies die Weiterverarbeitung der gesammelten Gesundheitsdaten verhindert. Ein Bürger, ein Patient oder auch Gesundheitsfachpersonen haben hingegen sehr hohe Anforderungen an den Datenschutz bei der Nutzung einer Gesundheits-App. Gleichzeitig haben sie auch das Bedürfnis nach individuellen Nutzungsmöglichkeiten und folglich einer geringeren Standardisierung. Kommt es beispielsweise zu einer Institutionalisierung einer marktförmigen Gesundheits-App durch Krankenkassen, kann dies zu dauerhaften Konflikten führen, da die Wertvorstellungen der Nutzer*innen zu wenig Beachtung finden. Dieses kurze Beispiel verdeutlicht, dass die Bewertung und Akzeptanz digitaler Anwendungen nur nachvollziehbar werden, wenn die unterschiedlichen und widersprüchlichen „Wertelogiken“ beachtet, offengelegt und diskutiert werden können.

Link zum Sammelband 'THE FUTURES OF EHEALTH. Social, Ethical and Legal Challenges' (Artikel V. Cappel/K. Kappler, pp. 31-38).
Valeska Cappel arbeitet in diesem Kontext auch in dem vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) geförderten Projekt „Digitale Gesundheitsklassifikationen in Apps - Praktiken und Probleme ihrer Entwicklung und situativen Anwendung“ und untersucht die Konfliktlinien zwischen der Einführung und Anwendung von Gesundheits-Apps.Beachtung finden. Dieses kurze Beispiel verdeutlicht, dass die Bewertung und Akzeptanz digitaler Anwendungen nur nachvollziehbar werden, wenn die unterschiedlichen und widersprüchlichen „Wertelogiken“ beachtet, offengelegt und diskutiert werden können.