Europawahl: EUI und Universität Luzern lancieren Online-Wahlhilfe

Das Europäische Hochschulinstitut (EUI) in Florenz und die Universität Luzern haben im Hinblick auf die Europawahl vom 23. bis 26. Mai 2019 die Online-Wahlhilfe "euandi2019" entwickelt. Durch die Bewertung von 22 Aussagen kann die Übereinstimmung mit den Positionen von Parteien ermittelt werden, welche sich zur Wahl stellen.

Ausgefüllte Online-Wahlhilfe am Bildschirm
Die Online-Wahlhilfe "euandi2019" zeigt die Positionierung im Parteienspektrum an.

Mit euandi2019 können sich die Wählerinnen und Wähler einen umfassenden Überblick über den europäischen politischen Raum und ihrer eigenen Positionen darin verschaffen. Dieser politische Raum wird durch die Positionen der Parteien definiert, die an den Wahlen zum Europäischen Parlament 2019 teilnehmen. Die Positionierung erfolgt anhand von 22 Statements, die ein breites Spektrum aktueller politischer Themen und Werte in der europäischen Politik abdecken. Dabei geben die Nutzerinnen und Nutzer ihre Übereinstimmung zu den Statements auf einer standardisierten Fünf-Punkte-Skala an.

Über 120 Experten beteiligt

Die politischen Parteien erhielten die Möglichkeit, sich selbst zu positionieren. Parallel dazu codierten Expertenteams aus den EU-Mitgliedländern die Parteipositionen anhand verschiedener Quellen wie etwa Wahlprogrammen, Parteidokumentationen oder Aussagen von Parteichefs und Kandidierenden. 122 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Doktorierende und Postdocs haben so Tausende von Parteipositionen für mehr als 250 Parteien und Wahllisten verarbeitet und dokumentiert.

Einzigartiger gesamteuropäischer Vergleich

Die Online-Wahlhilfe ist in mehr als 20 Sprachen verfügbar. Der Vergleich des Profils ist sowohl in Bezug auf die politischen Parteien eines bestimmten Landes als auch mit Parteien aus der gesamten Europäischen Union möglich. Diese gesamteuropäische Vergleichsmöglichkeit ist einzigartig.  

Erstmals Messung der Auswirkungen möglich

Die Online-Wahlhilfe kommt nach 2009 und 2014 bereits zum dritten Mal zum Einsatz. Neu ist, dass euandi2019 dem Forschungsteam im Vorfeld der Lancierung die Möglichkeit bot, erstmals überhaupt ein Feldexperiment in mehreren EU-Mitgliedstaaten gleichzeitig durchzuführen. Dies ermöglicht es, die Auswirkungen der Nutzung der Informationsplattform auf die Entscheide der Wählerinnen und Wähler erstmals in verschiedenen Kontexten des Parteienwettbewerbs zu messen, was in Zeiten von "Fake News" ein wichtiges Anliegen ist. Damit betritt euandi2019 in der Wahlforschung Neuland.

Diego Garzia
Co-Projektleiter Diego Garzia bei der Präsentation von "euandi2019" in Florenz.

Co-Projektleiter von der Universität Luzern

Das am "Robert Schuman Centre for Advanced Studies" des EUI angesiedelte Projekt wird von Dr. Diego Garzia und Prof. Dr. Alexander H. Trechsel, beides Angehörige der Universität Luzern und Fellows am EUI, geleitet. Das EUI ist eine europäische Forschungseinrichtung, die von 23 EU-Staaten getragen wird.

Weitere Infos:
Aufzeichnung der Medienkonferenz vom 2. Mai 2019 in Florenz, mit Co-Projektleiter Dr. Diego Garzia und Brigid Laffan, Direktorin des Robert Schuman Centre for Advanced Studies

Studie zur Auswirkung von "smartvote"

Wahlinformations-Plattformen (oder Voting Advice Applications, VAAs) wie euandi2019 werden als wirksames Mittel zur Erhöhung der politischen Partizipation betrachtet. Bisher ist allerdings wenig bekannt, wie solche Plattformen sich auf das Wahlverhalten auswirken. Die Resultate eines Experiments bei den Schweizer National- und Ständeratswahlen von 2011 legen nahe, dass die Nutzung der Online-Wahlhilfe "smartvote" bei den Wählerinnen und Wählern die Wahlabsicht für die meistpräferierte Partei stärkte und gleichzeitig das Spektrum der für sie für die Wahl in Frage kommenden Parteien erweiterte. Dies geht aus einer von Prof. Dr. Alexander Trechsel mitverfassten und soeben im "The Journal of Politics" publizierten Studie hervor. Die meisten Personen blieben demnach bei der Wahl der bereits anfangs präferierten Partei. Die Nutzung einer Wahlinformations-Plattform erhöhte aber auch die Anzahl der überhaupt erst als Wahloption in Betracht gezogenen Parteien. Weitere Infos: News-Beitrag "Wahlverhalten: Experiment zeigt Auswirkung von 'smartvote'"