Vertrauen in die Wissenschaften

Prof. Dr. Dr. Claus Beisbart (Zürich)

Eine Veranstaltung im Rahmen des Philosophischen Kolloquiums

Datum: 1. Juni 2022
Zeit: 18.15 Uhr bis 20.00 Uhr
Ort: Universität Luzern, HS 3.B38

Während der Pandemie geriet verstärkt das Vertrauen in die Wissenschaften in den Fokus öffentlichen Interesses. So wurde die Sorge geäussert, gewisse Schichten hätten das Vertrauen in die Wissenschaften verloren. Tatsächlich kann wohl nur Vertrauen eine Grundlage dafür bieten, dass Laien wissenschaftliche Ergebnisse akzeptieren. Denn Laien können kaum nachvollziehen, wie diese Ergebnisse erzielt wurden. Doch was heisst eigentlich Vertrauen in die Wissenschaften? Bei näherer Betrachtung wird nicht nur fraglich, was genau das Objekt des Vertrauens ist – eine einzelne Person, eine Institution oder ein Fach? Es fragt sich auch, welche Art von Haltung dieses Vertrauen eigentlich ist und worauf es gegründet sein könnte. Der Vortrag möchte diese Fragen in Auseinandersetzung mit aktueller Literatur beantworten. Er schlägt dazu eine Explikation gerechtfertigten Vertrauens in die Wissenschaften vor. Neben der Ähnlichkeit zu alltäglichen Vertrauensbegriffen und der Kohärenz mit philosophischen Theoriebildungen ist eine wesentliche Forderung an die Explikation, dass Laien die Einstellung des Vertrauens gegenüber den Wissenschaften einnehmen können, ohne allzu viel über diese zu wissen. Eine wichtige Frage, die sich im Rahmen der Explikation stellt, betrifft die Rolle von nicht-epistemischen Werten in den Wissenschaften. Ich plädiere dafür, das Vertrauen in die Wissenschaften auf die Einhaltung epistemischer Standards zu begrenzen.

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