Brauchen Demokratien Helden?

Vortrag von Prof. Dr. Dieter Thomä (St. Gallen) im Rahmen des Philosophischen Kolloquiums

Datum: 29. November 2022
Zeit: 18.15 Uhr bis 20.00 Uhr
Ort: Universität Luzern, Frohburgstrasse3, Hörsaal 3.B52

Die Figur des Helden ist in den letzten Jahren arg gebeutelt worden. Auf der einen Seite wurde sie von vielen als antiquiert oder sogar als gefährlich bezeichnet. Nach der Empfehlung von Soziologen und Historikern sollten wir uns in der Demokratie als einer «postheroischen» Gesellschaft einrichten. Auf der anderen Seite kam es im Zusammenhang mit der Corona- Pandemie und auf andere Weise dann im Zuge des Ukraine-Kriegs zu einer Wiederkehr und einem neuen Aufstieg der Helden. Dieser Vortrag ist ein Versuch, den divergierenden Positionen auf den Grund zu gehen und die Rolle des Heldentums in der politischen Philosophie und in der Theorie der Demokratie zu bestimmen. In einem ersten Schritt wird hierzu eine Minimaldefinition des Helden entwickelt. In einem zweiten Schritt geht es darum zu prüfen,  ob die klassischen Ideale der Demokratie – Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit – mit dem Heldentum vereinbar sind. Dabei soll der Spannung zwischen Demokratie und Heroismus eine produktive Wendung gegeben werden: In der Krise der Demokratie – und wann ist sie nicht in der Krise? – sind Heldinnen und Helden nicht nur geduldet, sondern willkommen.  In einem dritten Schritt geht es um eine Analyse der neueren Rhetorik zur postheroischen Gesellschaft einerseits und zum neuen Heldentum andererseeits.

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