Tiziana Bonetti, MA
Wissenschaftliche Mitarbeiterin des SNF-Projekts von Prof. Dr. Valentin Groebner
T +41 41 229 55 46
tiziana.bonetti @ unilu.ch
Frohburgstrasse 3, Raum 3.A26
CV
Bonetti Tiziana, geboren 1992, studierte Theaterwissenschaft, Kunstgeschichte und Geschichte an der Universität Bern, Basel und Luzern. In ihrer Masterarbeit «Ein christlicher Pin-up Boy? Zwischen Pestprophylaxe und Luxuria» untersuchte sie am Beispiel des «Heiligen Sebastian» von Dosso Dossi die Ikonographie im Hinblick auf ihre Funktion als geistliche Medizin. Seit September 2019 ist sie Forschungsmitarbeiterin von Prof. Dr. Valentin Groebner im SNF-Projekt «Reinheit verkaufen. Visuelle Codes für das Ursprüngliche vom späten Mittelalter bis in die Moderne.» In ihrer Dissertation erforscht sie die Verehrung der Marienmilchreliquien zwischen dem 15. Und 16. Jahrhundert. Nebenbei arbeitet sie als Kunstkritikerin für das Magazin Kunstbulletin und führt als Vermittlungsperson durch die Sammlung Rosengart.
Forschung
Forschungsprojekte
Laufende Projekte
Dissertations-Projektbeschrieb: Das Bildmotiv der milchspendenden Muttergottes ist Gegenstand diverser geistes- und kulturwissenschaftlicher Texte. Was jedoch fehlt, ist ein Forschungszugang, der sich mit dem flüssigen Pendant dieser Ikonographie befasst: den Marienmilchreliquien. Dabei ist bekannt, dass die scheinbar unversiegbare Milch der Jungfrau im Mittelalter und Früher Neuzeit zahlreiche Bedürfnisse stillte: Während sie den an ihrer Vermarktung beteiligten Akteuren zu ökonomischem Profit verhalf, versprach sie ihren Konsumenten die Reinigung ihrer Sünden oder die Genesung einer tödlichen Krankheit. Doch was waren überhaupt die Voraussetzungen, unter denen Marienmilch zu einem Verkaufsschlager avancieren konnte? In meinem Forschungsprojekt vertrete ich die These, dass sich die Rentabilität von Marias Milch aus der Verknüpfung ihrer Figur mit dem Paradigma Reinheit herleiten lässt: Indem Theologen die unbekannte Mutter Jesu in der Bibel durch Dogmen zur Reinheit in Person stilisierten, schufen sie zugleich einen idealen Nährboden, auf dem Marias Milch als wirtschaftliches Produkt reüssieren konnte. Ob die käuflichen Ampullen in Walsingham, die zu Tabletten verarbeitete Milch im Heiligen Land oder die Reliquie Sacro Latte im mittelitalienischen Montevarchi: Durch die Verknüpfung der Milch mit Reinheit gelangten die geschäftstüchtigen Akteure zu enormem Reichtum. Wie aber funktionierte die Vermarktung von Marienmilch konkret? Und welche Akteure kreierten mit welchen Werbeslogans aus dem vermeintlichen Sekret aus Marias Brüsten ein religiöses Exportgut? Oder anders gefragt: Wie gelang es den damaligen Akteuren, Momente von Erotik erfolgreich zum Verschwinden zu bringen, sodass sich die Milch und die Brust Marias nicht zu einem Symbol für sündhafte Körperlichkeit etablierte, sondern für keusche Reinheit? Schliesslich gibt es genügend Bildbeispiele aus dem profanen Bereich, die beweisen, dass eine entblösste Brust auch sinnlich gedeutet werden konnte. In welchem Verhältnis steht daher die Marienmilch als Emblem der Reinheit zur unübersehbaren erotischen Aufladung der Brüste der Muttergottes?