Bild von Luzerner Forscherin ausgezeichnet

Dr. Anika König ist Gewinnerin des Fotowettbewerbs des Schweizerischen Nationalfonds SNF in der Kategorie "Die Orte und Werkzeuge". Mit dem Preis werden Forschende für Bilder ausgezeichnet, welche ihr aussergewöhnliches Arbeitsumfeld und andere Forscherinnen und Forscher bei der Arbeit dokumentieren.

Zimmer einer Leihmutter in Kiew (Foto: Anika König)
Zimmer einer Leihmutter in Kiew (Foto: Anika König)

Das Bild von Anika König, Oberassistentin am Ethnologischen Seminar, trägt den Titel "Zimmer einer Leihmutter in Kiew". König hat es während eines Interviews für ihr Habilitationsprojekt aufgenommen, in welchem sie sich mit länderübergreifender Leihmutterschaft beschäftigt.

Zum Bild schreibt sie: "In den letzten Jahren ist die Leihmutterschaft in der Ukraine zu einem wichtigen Geschäft geworden. Vor allem arme Frauen erkennen darin die Möglichkeit, innerhalb von neun Monaten so viel zu verdienen wie sonst in zehn Jahren."

Gleichzeitig sei die Leihmutterschaft stigmatisiert, weshalb die Schwangerschaft von vielen Frauen verheimlicht werde. Dies führe dazu, dass sobald die Schwangerschaft sichtbar werde, die Frauen in eine von der Agentur bereitgestellte Wohnung ziehen würden. "Diese Wohnungen sind sehr unpersönlich und die schwangeren Frauen bewahren ihre persönlichen Sachen in Plastiktaschen auf, als ob sie ständig auf unterwegs seien", beschreibt Anika König die Situation. Noch während eines Besuchs von ihr sei die Frau ins Krankenhaus gebracht worden. Innerhalb weniger Minuten hätte sie den Raum verlassen, ohne Spuren zu hinterlassen.

Dr. Anika König
Dr. Anika König

Mitgefühl und Distanz

"Die Stärke des Bildes liegt in der Abwesenheit des Objekts" begründet die Jury des Wettbewerbs ihren Entscheid, Königs Bild den ersten Platz zu verleihen. Das Foto zeige, dass die Leihmütter in der Gesellschaft unsichtbar seien; die Plastiktaschen würden die Unsicherheit und Kurzfristigkeit ihrer Umstände unterstreichen. "Die Komposition zeugt von einem tiefen Verständnis für das Potenzial der Fotografie: Das Bild drückt grossen Respekt und Mitgefühl für das Subjekt aus und bleibt gleichzeitig auf Distanz – ein Qualitätsmerkmal von erstklassigem Fotojournalismus", heisst es weiter. Die Jury des SNF-Fotowettbewerbs ist international besetzt und die Mitglieder stammen aus den Bereichen Fotografie, Museen, Medien und Forschung.

Wachsende Bedeutung von Bildern in der Forschung

Der SNF-Fotowettbewerb für wissenschaftliche Bilder fand dieses Jahr zum vierten Mal statt. Insgesamt wurden über 250 Werke eingereicht, wovon elf prämiert wurden. Der Wettbewerb hat zum Ziel, die wachsende Bedeutung von Bildern in der Forschung aufzuzeigen, einen tieferen Einblick in die Praxis der Wissenschaft zu ermöglichen und die Forschenden selbst sichtbarer machen. Nebst Anika König wurden auch Paulin Wendler, Doktorandin an der Universität Zürich, in der Kategorie "Das Forschungsobjekt", Kaan Mika, Doktorand an der Universität Lausanne, in der Kategorie "Die Männer und Frauen der Wissenschaft" und Peter von Niederhäusern, Doktorand an der Universität Basel, in der Kategorie "Video" mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Die prämierten Bilder werden normalerweise an den Bieler Fototagen präsentiert, vor dem Hintergrund des Coronavirus wurde die Ausstellung allerdings auf 2021 verschoben. In der Zwischenzeit können die ausgezeichneten Werke vom 24. September bis am 4. Oktober im Rahmen des Zurich Film Festival begutachtet werden. Dort findet dann auch die Preisverleihung statt.

Communiqué des SNF